Bei der kürzlich vorgenommenen Umstrukturierung unserer Tiefkühlschätze fiel uns neben dem Perlhuhn auch ein Beutel Jungrindwürfel in die Hände, das unverzüglich verarbeitet werden wollte. Die Temperaturen sprachen durchaus noch für ein opulentes Schmorgericht, also begab ich mich auf die Suche nach einem passenden Rezept und wurde wieder einmal bei Robert fündig. Da wir jedoch weder ein Spätzlebrett, noch ein passendes Sieb zum Durchdrücken des Teiges besitzen, stellte sich die Frage nach einer Alternative. Ich erinnerte mich dunkel an eine spezielle Polenta, zu deren Herstellung Selleriesaft benötigt wird. Schon lange hatte ich mich gefragt, ob der Geschmack der Polenta durch die Verwendung von Saft statt von Püree großartig anders ausfallen würde. Ein Test stand bislang aus, da ich den Saft jedes Mal beim Einkauf vergaß. Herrn H. sei Dank ist ein Einkauf nun nicht mehr nötig. Irgendwann werden wir einen Anbau für unseren Gerätepark benötigen.
Für das Kalbsrahmgulasch (zum Original-Rezept bitte hier entlang):
- 500 g Kalbsschulter in 3 cm großen Würfeln
- 1 rote Paprika in 1 cm Würfeln (ich: je 1/2 gelbe + rote)
- 1 rote Paprika in 3 mm Würfeln (ich: je 1/2 gelbe + rote)
- (ich: ca. 100 g braune Champignons, blättrig geschnitten, mussten weg)
- 1 Zwiebel, fein gewürfelt
- 1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
- 1 rote Chili, entkernt, fein gewürfelt
- 2 EL Tomatenmark
- 3 TL Paprikapulver edelsüß
- 80 g konzentrierter Kalbsfond (ich: Ochsenschwanzgelee)
- 300 g Rotwein
- Piment d’Espelette
- 50 g Sahne
- 1 EL Paprikacreme (ich: 1 Tupfer Harissa)
- Butterschmalz
- Olivenöl
- Mehl
- Salz, schwarzer Pfeffer
Ich briet die leicht mehlierten Fleischwürfel in heißem Butterschmalz in der Pfanne allseitig kurz an, bis sie rundherum gebräunt waren und gab sie in den Bräter. Nun reduzierte ich die Hitze, briet zuerst Zwiebeln, dann Knoblauch und große Paprikawürfel einige Minuten. Ich gab sie zum Fleisch, löste den Bratensatz mit Rotwein und gab ihn ebenfalls in den Bräter. Herr H. gab das Ochsenschwanzgelee und eine Prise Salz dazu und kochte alles kurz auf. Abschließend durfte das Gulasch auf niedrigster Stufe 1,5 Stunden sanft sieden. Als es soweit war, gab ich die Sauce durch ein Sieb, fischte die Fleischwürfel heraus und pürierte die Sauce, bevor ich sie erneut zum Fleisch gab. Herr H. rührte die Sahne ein, schmeckte mit Salz, Pfeffer Piment d’Espelette und Harissa ab und stellte den Topf warm. Bei Bedarf kann die Sauce vor der Sahnezugabe noch weiter reduziert oder mit wenig Pfeilwurzstärke gebunden werden. Das war bei uns nicht nötig. Ich hatte in der Zwischenzeit die kleinen Paprikawürfel und die Champignons in einer Pfanne gegart und hob sie nun unter das fertige Gulasch.
Für das Gulaschgewürz:
- Schale 1/2 Zitrone, fein gerieben
- 1 Zweig Marjoran, entblättert
- 1 kleine Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 Msp. Kümmel
Herr H. hackte alle Zutaten für das Gewürz gemeinsam und stellte sie beiseite. Das Gewürz wird später separat zum Gulasch gereicht.
Für die Sellerie-Polenta:
- 360 g Milch und Wasser halb und halb
- 150 g Selleriesaft
- 30 g Butter
- 75 g Bramata-Polenta
- 15 g Parmesan, fein gerieben
- Salz
Der wohl spannendste Moment an diesem Abend war der, an dem ich das erste Stück Sellerie in den Entsafter gab. Er gab nur ein leise quetschendes Geräusch von sich, das durchaus an die legendäre Kartoffelquetsch-Szene im “Seewolf” erinnerte, und schon war das Stück verschwunden und Saft und Mark traten aus den entsprechenden Öffnungen aus. Ich brauchte etwa eine halbe Knolle (ca. 500 g) für die 150 g Saft. Nicht sehr ergiebig, ich weiß, aber in diesem Fall ist das Mark (oder der Trester) noch so geschmackvoll, dass man ihn bestens mit etwas Ei gebunden und gewürzt zu kleinen Küchlein ausbacken kann. Den Saft gab ich mit Milch, Wasser und Butter in einen flachen Topf. Nach dem Aufkochen ließ ich die Polenta einrieseln. Nun durfte alles bei schwacher Hitze ca. 40 Minuten köcheln. Alle 10 Minuten rührte ich die Polenta dabei kräftig durch. Herr H. schmeckte abschließend mit Parmesan und Salz ab. Dabei wanderte mehr als nur ein Löffel direkt in seinen Mund.
Fazit: Das Gulasch war, wie nicht anders zu erwarten, ein Genuss und kam dank fruchtiger Paprika wenig winterschwer daher. Die cremige Polenta mit dem feinen Selleriegeschmack passte bestens dazu und das Gulaschgewürz steuerte zusätzlich Frische bei. Selten habe ich ein so frühlingsfrisches Gulasch gegessen. Herr H. war ähnlich begeistert und für die arme Nichte blieb dieses Mal leider nichts übrig. Ich muss wohl erst noch lernen, die Portionsgrößen für einen zusätzlichen Esser anzupassen. Nach dem Essen lehnte Herr H. sich hochzufrieden zurück und begann zu spekulieren, was man denn noch alles entsaften und kombinieren könnte. Es bleibt spannend.
Polenta recht frei nach: Kräuter Tanja Grandits
Kalbsrahmgulasch! Ein Sehnsuchtsessen von mir…. ich bring dann mal die geschabten Spätzle dazu mit!
Das passt ja perfekt! 🙂
Kalbsrahmgulasch wird in Wien nicht mit Paprika gekocht, aber es scheint mir eine erfreuliche Variante zu sein. Und die Polenta sowieso!
Ich hätte da auch noch eine Menge Jungrind im Tiefkühler. Gut, dass du mich erinnerst.
Das war wirklich gut. Zu blöd, dass es das letzte Gulasch war… Zum Glück hat es noch eine Menge anderes im Eis. Ich habe Fleischhunger. 🙂
So ein Entsafter habe ich tatsächlich auch noch nicht in meinem Atelier. Er steht auch schon seit Jahren auf meiner “Liste”.Solche Geräte braucht man ja nicht alle Tage, aber trotzdem schön wenn man sie hat. Die Polenta mit dem Sellerisaft hat sicher gut geschmeckt. Jedenfalls sieht der Teller sehr einladend aus. ! LG Malou
Danke, Malou. Wir waren auch lange nicht sicher, ob sich die Anschaffung lohnen würde. Das Angebot war dann aber einfach zu gut und es geht wirklich kaum etwas über sortenrein frisch “Gesaftetes”. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Ich liebe Sellerie und Polenta, das muss ich unbedingt mal versuchen!
Und für Gulasch bin ich auch immer zu haben… Wenn Du eh schon dabei bist die Portionsgröße zu erweitern – ich würde auch ein Tellerchen nehmen 😀
Ich übe noch. Letzt’ war es schon wieder zu wenig. Das arme Kind, kriegt immer bloß Schlichtkost… 😉
Der Entsafter ist vorhanden, aber lohnt sich der Aufwand? Ist der Unterschied zu mitgekochtem Gemüse(pürree) so gross?
Ja, ich finde, dass sich der “Aufwand” (du meinst den Abwasch?) durchaus lohnt. Gäbe man stattdessen Püree hinzu, würde das die Konsistenz doch arg verändern und der Geschmack des Saftes ist zudem “intesiver”. Da hilft nur Ausprobieren. 😉
Das würde bestens zum heutigen Kälteeinbruch passen … 🙂 !
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Hier ist es zum Glück wieder ein wenig wärmer. Der Spargel ruft. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Für mich bitte einmal von allem ?
Hier dann vielleicht eher mit Kartoffel- Selleriepüree. Ich habe zwar einen Entsafter, aber ich glaube, ich habe keine Lust auszuprobieren, was der Kleine sagt wenn man ihm mit einer Sellerieknolle kommt.
Obwohl……womöglich könnte ich ihn dann endlich guten Gewissens entsorgen…..
Jederzeit gern. 🙂
Ich hoffe, du meintest den Entsafter, nicht den Kleinen. 😉
Ich habe meinen Entsafter inzwischen sehr lieb gewonnen. Nicht nur für den klassischen Fruchtsaft, sondern auch zum passieren von Passata, um Beerensaft für Mousse oder Torten herzustellen und nicht zuletzt um Kartoffeln zu entsaften. Dann benutzt man den Trester für Kartoffelpuffer – so werden sie sehr knusprig!
Die Polenta muss ich aber auch auf jeden Fall mal ausprobieren!
Liebe Grüße,
Larissa
Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, ihn bis ins kleinste zu erforschen. Wird bestimmt noch. Bin auf jeden Fall mt seiner Leistung sehr zufrieden.
Liebe Grüße,
Eva
Was du so alles im Froster hast…. 🙂 Klingt gut!
Liebe Grüße, Tring
Da schlummern noch ganz andere Schätze. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Der Entsafter (Saftzentrifuge) zählt zu den besten Anschaffungen in meiner Küche! Er steht natürlich nicht in einem Schrank und ist deshalb auch oft in Gebrauch. Meistens für einen Muntermacher in Form einer Kombination von Früchten und Gemüse: Selleriestängel, Karotten, Bananen und Zitronengras. Oder …
Auch für ein Sorbet aus Fruchtsaft ideal, wie in meinem Rezept «Ananas-Sorbet» mit Ingwer!
Grüsse aus Fernost,
FEL!X
Unser Entsafter ist keine Zentrifuge, sondern eher eine Art Presse und leider ist in der Küche so absolut gar kein Platz für ihn. C’est la vie. Aber so schwer ist er zum Glück nicht. 🙂
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Der definitive Gebrauchtest geht übriges mit Rotkraut. Die Entsafterzentrifuge, die Rotkraut schafft, will ich mir anschaffen.
Ich werde sehen, ob ich noch einen Kopf auftreiben kann und berichten. 🙂
Es ist, wie gesagt, keine Zentrifuge, sondern ein schneckenartiges Gewinde, dass das zu Entsaftende langsam auspresst.
Das liest sich ja traumhaft 🙂 Knollensellerie mag ich sehr gerne (im Gegensatz zu den Stangen), entsaftet hab ich ihn aber auch noch nie… ich schätze, das muss ich mal testen. Stelle ich mir toll in der Polenta vor!
Danke, Britta. Die Polenta war wirklich sehr köstlich, bin gespannt, ob sie dir auch so gut gefällt. 🙂