Was tun, wenn man an einem Sonntag Abend urplötzlich unbändiges Verlangen nach dem Leibgericht der Kindheit, Schnitzel mit Pommes, verspürt, kein Schnitzel im Haus ist und das Leibgericht des Gatten Kartoffel-Möhren-Stampf ist? Recht ratlos saßen wir am Küchentisch und diskutierten. Herr H. plädierte dafür, Hühnerbrust als Schnitzelersatz zu verwenden und besagten Stampf dazu zu servieren. Ich winkte ab, nichts gegen ein gutes Kartoffelpüree, aber wenn es mich nach Pommes gelüstete, sei es einfach keine Alternative. Ich bestand darauf. Herr H. lenkte unerwartet ein und so entstand aus der Not geboren diese seltsam kombinierte Gericht.
Für die Chorizo-Möhren:
- 4 – 6 Möhren, je nach Größe, geschält, in Scheiben geschnitten
- 2 Chorizo, gehäutet, in Scheiben geschnitten
- Olivenöl
- 1 Spritzer Essig nach Belieben
- Salz, Pfeffer
Wer keine dunkel violetten Möhren verwendet, kann die Möhren in einem Topf zubereiten. Ich erhitzte wenig Olivenöl in zwei kleinen Töpfen, briet die Scheiben kurz darin an, salzte und ließ sie abgedeckt im eigenen Saft ca. 20 Minuten bei sanfter Hitze schmoren. Herr H. ließ die Chorizo in der Pfanne aus, entfernte einen Teil des austretenden Öl und gab die Möhrenscheiben hinzu. Er schmeckte mit Salz, Pfeffer und einem Spitzer Essig ab und stellte den Topf warm.
Für die Sauce:
- 1 kleines Ei
- 1/2 TL Senf
- 1 EL Essig
- ca. 30 g neutrales Pflanzenöl
- 1 TL Ahornsirup
- ca. 75 – 100 g Crème fraîche (oder Joghurt)
- gemischte Kräuter nach Belieben
Ich gab Ei, Essig, Senf und etwas Salz in eine Schüssel, schlug alles mit dem Handrührgerät auf und ließ nach und nach das Öl einlaufen. Dann rührte ich den Ahornsirup, fein gehackte Kräuter und die Crème fraîche unter und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab. Die fertige Sauce lagerte ich im Kühlschrank. Herr H. hatte derweil die Ofen-Pommes zubereitet. Inzwischen würde ich sie allerdings eher nach diesem, am letzten Sonntag erprobten, Rezept zubereiten. Unsere Pommes waren zwar aus unerfindlichen Gründen etwas dunkler als Roberts, aber es waren dennoch die besten, die ich je zubereitet habe. Dringende Nachkochempfehlung!
Fazit: Das wilde Sammelsurium auf unseren Tellern schmeckte uns beiden überraschend gut. So gut sogar, dass weder Herr H. seinen Stampf, noch ich mein Schnitzel vermisste. Manchmal sind solche schlichten, aus der Not geborenen Gerichte einfach die Besten.
Toller Beitrag!
Danke!
Die Kompromißfähigkeit ist wesentlicher bestandteil einer guten Beziehung, und wenn der Kompromiß dann so kreativ daherkommt- wunderbar.
Danke, Christine. Auf jeden Fall ein wichtiger Bestandteil.
Violette Möhren sind der Hammer. Gern auch im Ofen gebacken als “Möhrenpommes”. Die Kombination mit Chorizo kann ich mir auch gut vorstellen.
Danke, Tina. Aus dem Ofen finde ich sie nicht soo gut, da sie beim Backen so viel Wasser verlieren. Aber das ist, wie alles, Geschmackssache. 🙂
Eine Augenweide ist euer Essen!
Und ich bin sicher, ihr zwei werdet alt miteinander, nachdem ihr so viele Kompromisse eingehen könnt. 🙂
Danke, Susi. Mal sehen, wie alt wir werden, da hat man ja wenig Einfluss drauf. 😉
Dogmatismus hat in einer guten Küche keinen Platz. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt.
Zumindest ab einem gewissen Alter, die Nichts darf noch Dinge verschmähen. (Nach erstmaligem Probieren natürlich)
Auch wenn mal kein Schnitzel im Haus ist, um Euch mache ich mir keine Sorgen. Die Vorratschränke und Tiefkühltruhen geben immer etwas her 😉
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Das stimmt, obwohl wir kürzlich tatsächlich eine recht leere Truhe hatten – ist aber schon wieder gefüllt. 😉
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Mit urplötzlichen Pommesgelüsten ist nicht zu spaßen. 😉 Die kenne ich auch. Sehr gut! Das Ofen-Pommes-Rezept noch nicht. Das werde ich mal ausprobieren – mal gucken, wie ich es schaffe, dass Wasser auf exakt 72°C zu halten….. 😉
Liebe Grüße,
Sarah
Ich gebe solchen Gelüsten meist nach, auch wenn es dann manchmal erst um 21 h essen gibt.
Das mit dem Wasser ist gar nicht so schwer, je mehr im Topf ist, desto konstanter hält sich die Temperatur und so lange sie nicht so arg schwankt…
Liebe Grüße,
Eva
Die Kombi gefällt mir ausnahmslos gut und sieht erst noch attraktiv aus. Ähnliche “zusammengewürfelte” Gerichte koche ich ein-zweimal die Woche, speziell um Resten nicht alt werden zu lassen und rasch aufbrauchen zu können. Diese “Mischungen” kitzeln die Kochkreativität, verlangen neue/andere Ideen und bereichern den Tisch.
Danke schön. Wir schaffen es leider nicht, jeden Abend nach den Sternen zu greifen. Manchmal lässt sich die Kreativität einfach nicht locken. Aber solche schlichten Gerichte sind durchaus auch Ok…