Die Freundin meiner Mutter erzählte mir vor einigen Wochen von einem pechschwarz gefärbten Brot, dass sie im einem Restaurant serviert bekommen hatte und fragte mich, ob ich wisse, wie man Brot schwarz färben könne. Ich musste nicht lange überlegen. Mit Sepiatinte natürlich, schoss es mir durch den Kopf. Die hatte ich zum Färben eines Nudelteigs bereits angeschafft. Teig ist Teig, so dachte ich und schon war eine Gedankenkette entstanden. Schwarze Ciabattascheiben mit weißem Frischkäse und rosa Lachs oder mit leuchtend grüner Avocado und roten Tomaten. Das würde bestimmt herrlich aussehen. Kurzentschlossen schritt ich zur Tat.
Für den Vorteig:
- 95 g Weizenmehl 1050er
- 95 g Wasser
- 10 g Weizensaueranstellgut
Für den Hauptteig:
- Vorteig
- 400 g Weizenmehl 550er
- 240 g Wasser
- 10 g Olivenöl
- 10 g Salz
- 8 g Sepiatinte
Am Vorabend des Backtags rührte ich die Vorteigzutaten zusammen und ließ sie abgedeckt 16 Stunden bei Zimmertemperatur stehen. Am nächsten Tag mittags gab ich Mehl und Wasser zum Vorteig, verrührte alles grob und ließ alles eine weitere halbe Stunde ruhen (Autolyse). Dann gab ich Salz, Olivenöl und Sepiatinte hinzu und begann zu kneten. Ich hatte zunächst nur einen 4 g-Beutel hinzugefügt, aber der Teig erschien mir noch zu hell, also fügte ich den zweiten Beutel hinzu. Herr H. betrat die Küche und sah mich den schwarzen Teigklumpen kneten und fragte, ob es tatsächlich endlich die versprochene schwarze Pasta gäbe. Ich verneinte und erklärte, dass ich zuvor herausfinden wolle, wie schwarz das Brot durch die Beigabe von Sepiatinte werde.
Ich knetete den Teig insgesamt ca. 10 Minuten von Hand und ließ ihn anschließend gut zwei Stunden gehen. Alle 30 Minuten dehnte und faltete ich ihn in der Schüssel. Ich war sehr gespannt, ob man die Sepiatinte auch schmecken würde. Nach der Ruhezeit gab ich den Teig auf die schwach bemehlte Arbeitsfläche, zog ihn vorsichtig zu einem Rechteck und teilte ihn mithilfe der Teigkarte in drei gleich große Streifen. Ich legte die Ciabatta auf ein mit Backpapier belegtes Blech und deckte sie mit einem Tuch ab. Nach einer Stunde heizte ich den Backofen auf 250°C vor. Das dauert bei mir ca. 20 Minuten. Als er die Temperatur erreicht hatte, gab ich das Blech mit viel Schwaden hinein und buk es ca. 17 Minuten.
Fazit: Die Ciabatta schmeckten ganz normal und nicht mal ansatzweise fischig. Ich registrierte erstaunt, dass auf der Kruste noch einige braune Stellen zu erkennen waren. Die Tinte schien sich trotz den langen Knetens nicht völlig gleichmäßig verteilt zu haben. Zu den farbenfroh belegten Scheiben bin ich bislang noch nicht gekommen, aber eine schwarzes Ciabatta harrt noch im Tiefkühlschlaf auf seine Verwendung. Über den Sinn oder Unsinn des Färbens kann man geteilter Meinung sein, aber ich kann mir das schwarze Brot zu einigen Gerichten durchaus akzentsetzend vorstellen. Falls man nicht wie ich einen italienischen Fachmarkt um die Ecke hat, kann man die Tinte auch online bestellen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ha, das hab ich neulich schon gesehen 😀
Irgendwie interessant! Schwarz zählte ja zusammen mit blau zu den Lebensmitteln, die Menschen “abschrecken”, hängt noch mit der Jäger- und Sammlerzeit zusammen.
Das macht sich bestimmt auch gut im Tomaten-Brot-Salat, wobei ich da auf die Uhr schauen müsste beim Rösten, so nach Augenmass wird das vermutlich nichts 😉
Ich glaube, da werde ich auch mal mit spielen…
Aha, das erklärt einiges, wobei ich blau als noch abschreckender empfinde als schwarz. So eine schöne angekokelte Wurst… 😉
Bin gespannt auf deinen Tomaten-Brot-Salat!
Da ist ja das tolle Brot von neulich! So ein ganzer schwarzer Laib sieht schon sehr beeindruckend aus.
Danke, Claudia. Ich glaube, ich tobe mich lieber im Färben von Lebensmitteln aus als bei der “Selbstverschönerung”. 😉
Das ist ja mal eine richtig coole Idee! Ich werd das wohl mal ausprobieren müssen. Hm… hier liegt noch Spinat- und Rotebeetepulver rum. Mir kommen ein paar witzige Ideen
Es wird auf jeden fall mal ausprobiert. Schwarze Klöße könnten ebenfalls witzig aussehen.
Danke! Die Mischung aus rot und grün ergibt allerdings eher grieselgrau. 😉
Schwarze Klöße sind in Planung…
Spannend! Und danke für die Tintenquelle. Ich will auch schon seit längerem mal schwarze Nudeln oder schwarzen Reis (arroz negro) machen. Hat die abgefüllte Tinte irgendwelche Zusatzstoffe/Konservierungsstoffe? Ich hatte bisher immer gehofft mal beim Fischhändler frische Sepia mit TInte zu finden…
Gern, Melanie. Ich habe die kleinen Päckchen leider schon aufgebraucht. Aber normalerweise achte ich auf Zusatzstoffe. Auf meinem neuen 180g Glas steht nur E466 (http://de.wikipedia.org/wiki/Carboxymethylcellulosen). Das scheint nicht weiter schlimm zu sein. Beim Fischhändler hatte ich auch noch keinen Erfolg.
Darauf habe ich schon gewartet, dass du verrätst, wie das mit dem schwarzen Brot geht, seit ich es auf einem Foto gesehen habe. Tolle Idee auf jeden Fall!
Danke, Susi, ja, das musste ich nachreichen. 😉
Ah…da ist es ja, das schwarze Brot. Grade war ich auf dem Viktualienmarkt. Meine Eltern haben ihren Weihnachts-Geschenkgutschein eingelöst und eine Führung mit Verkostungen absolviert. Ich bin mit Töchterchen rumstravanzt und wollte eigentlich im Fischladen Sepia-Tinte kaufen…für schwarze Nudeln. Nachdem der Nachwuchs mit unsmissverständlich zu verstehen gegeben hat, dass sie sowas auf gar keinen Fall essen würde, habe ich es gelassen. Seuftz. Was bin ich doof….
Oje, Kinder können in dem Alter echt unerbittlich sein und nerven… Aber du kannst die Tinte ja auch einfach bestellen. Oder habt ihr nicht auch irgendwo einen italienischen Lebensmittelhändler? Ich habe mir bei unserem kürzlich eine großes Glas Sepia gekauft, war viel günstiger als die kleinen Päckchen.:-)
Wenn Du die Tinte mit dem Wasser vermischt hättest, dann wäre sie gleichmässig verteilt gewesen. Jedenfalls sieht das Brot rattenscharf aus 🙂
Danke, Henne. 🙂 Das mit dem Wasser ist mal eine gute Idee, wieso bin ich da nicht drauf gekommen? Manchmal sehe ich die einfachsten Sachen vor lauter Bäumen nicht. 😉
Geht mir manchmal auch so. Betriebsblind sozusagen…
Dafür aber bloggen wir ja: z.B. um voneinander zu lernen, um Anregungen zu kriegen, Neues kennenzulernen etc.
Betriebblind… 😉
Ja, das stimmt. Und wenn ich so zurückdenke, was ich alles vor einem Jahr noch nicht wusste und konnte, kann ich wirklich guten Gewissens sagen, dass Bloggen bildet!
Ich dachte ja beim Anblick des schwarzen Brots im letzten Post gleich an schwarzen Sesam. Allerdings werden Gebäcke damit eher anthrazit und nicht so pechschwarz wie deines mit Tinte.
Ich bin übrigens schon sehr gespannt, wie dein Chiffon Kuchen geworden ist.
Liebe Grüße, Mari
Schwarzer Sesam. Stimmt, ich habe bei missbulette mal eine Eiscrème mit schwarzem Sesam gesehen, die hatte schon eine gewöhnungsbedürftige Farbe.^^
Der Kokos-Chiffon ist super geworden und sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack ein Gedicht! Allein ihn aus der Form zu bekommen war nicht so einfach…
Liebe Grüße, Eva
Danke für das Ciabattarezept (man muss die Brote ja nicht schwarz machen, obwohl das sehr schick aussieht)! Eine Frage noch: Wie machst Du das mit dem Schwaden?
Gern, Sabine. Nein, das Schwärzen ist nur ein Gimmick. 🙂
Die Schwaden gebe ich (suboptimal) mit einer Blumensprühflasche, nachdem ich mir den Boden des letzten Backofens mit Wassereingießen ruiniert hatte. Ich vermute, mit einer Drucksprühflasche würde es besser gehen.