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Das Wunderkorn

hirse 5

Bei der letzten Mehlbestellung hatte ich aus mir völlig unbekannten Gründen ein Päckchen Hirse mitbestellt, ausgepackt und in den Untiefen des Vorratsschrankes verschwinden lassen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich es mitbestellt habe. Ich habe noch nie mit Hirse gekocht oder gebacken und assoziere mit “Hirse” allein die hübschen Kolben, die Nymphensittich und Zebrafinken früher in den Käfig gehängt bekamen. Sie machten sich begeistert daran, die winzigen Körnchen abzupicken, Vogelfutter halt. Die zweite Assoziation ist der nie versiegende Brei eines Hirsebreitopfes aus einem Märchen der Gebrüder Grimm. Ähnlich wie beim Zauberlehrling bedarf es eines Spruches, um den Vorgang zu beenden. Die Geister, die ich rief. Als wir am letzten Freitag Abend verzweifelt nach einem Abendessen suchten, es stand nichts auf dem Plan, schließlich muss auch Raum für das kreative Herumprobieren bleiben, entdeckte ich ein Rezept für ein Quinoa-Risotto. Ich beschloss kurzerhand, dass es sich bei beidem um kleine Getreidekörner handelt und musste Herrn H. nicht lange überzeugen. Sein Magen knurrte beängstigend laut.

Für die Hirse:

  • 125 g Goldhirse
  • ca. 660 g Gemüsebrühe
  • 1 Stange Zitronengras
  • 1 Kaffirlimettenblatt
  • Saft und Schale 1/2 Bio-Limette (ich: Meyer-Zitrone, danke Susi!)
  • 2 EL Sojasauce

zutaten serie 2

Als ich die Hirse abgewogen hatte, kamen mir Zweifel, ob so wenig Getreide so viel Wasser binden könne. Herr H. jedoch ließ sich nicht beirren. Er briet Zitronengras, Kaffirlimettenblatt und Hirse kurz an, löschte mit Brühe ab und ließ alles ca. 15 – 20 Minuten bei kleiner Hitze köcheln. Ich beobachtete erstaunt, dass die Hirse nach der Zeit tatsächlich sämtliche Flüssigkeit aufgenommen hatte, kein Wunder, dass sie als Brei schon seit Jahrhunderten so beliebt ist, so bekommt man mit wenig viele Mägen gefüllt. Als sie fertig gegart war, schmeckte ich sie mit Sojasauce, Zitronensaft und -abrieb ab und hob etwas Parmesan unter. Die Kombination kam mir zwar recht wild vor, aber so stand es nun einmal im Rezept.

Für das Steckrüben-Möhren-Gemüse:

  • 1 rote Chili, fein gewürfelt
  • 1 rote Zwiebel, fein gewürfelt
  • ca. 300 g Steckrübe, in dünne 5 cm lange Streifen geschnitten
  • 2 Möhren, ebenfalls in Streifen geschnitten
  • 2 – 3 EL Sojasauce
  • 1 TL Zucker
  • Parmesan nach Belieben
  • frischer Koriander nach Belieben

zutaten serie 3

Herr H. hatte in der Zwischenzeit die Zwiebel glasig geschwitzt, mit Zucker bestreut, kurz karamellisieren lassen, das restliche Gemüse und einen Schluck Wasser hinzu gefügt und alles ca. 15 Minuten bei mittlerer Hitze gegart. Nun schmeckte er mit Sojasauce ab, füllte etwas Hirse in ein Schälchen und verteilte Gemüse und einige Parmesanspäne darauf. Kurze Zeit später setzten wir uns erwartungsvoll an der Tisch.
hirse 3Fazit: Bereits nach dem ersten Bissen war ich restlos begeistert. Die recht wilde Mischung von Parmesan, Zitrone (zumindest der Meyer, ansonsten hätte wohl tatsächlich Limette besser gepasst) und Sojasauce harmonierte absolut perfekt. Nachdem wir schweigend und schwelgend alles bis auf das letzte Körnchen vertilgt hatten, lehnten wir uns satt, zufrieden und sogar glücklich zurück. Hirse wird hier von nun an häufiger auf den Tisch kommen, sie hat mit Vogelfutter so gar nichts gemein. Einen Zauberspruch, um den Hirsefluss zu stoppen, brauchen wir definitiv nicht! Zum guten Geschmack kommen rasante Zubereitungszeit und gute Bekömmlichkeit. Ein Essen, dass man tatsächlich noch spät am Abend genießen kann, ohne sich später mit übervollem Bauch im Bett wälzen zu müssen. Und weil es ein absolutes Soulfoodgericht ist, schicke ich es als zweiten Beitrag zu Sabines schönem Event “Vegetarisches Seelenfutter“.

Blogevent Vegetarisches Seelenfutter

Aus: Happinez Kochen Nr. 1/ 2012 Heinrich Bauer Zeitschriftenverlag KG

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  1. Meyer… bislang hab ich sie nur bewundert aber am Wochenende geh ich auch dran. Dein “Hirsotto” klingt gut- grade für jemanden wie mich bei der es öfter mal schnell gehen sollte in der Küche. Sojasauce muß ich ja nicht drantun.

    • Du hast auch welche? Die sind wirklich der Knaller, ich habe noch nie einen so feinen, milden Zitronensaft gekostet. Die Hirse lässt sich garantiert auch prima ohne Sojasauce aromatisieren, ich wollte halt unbedingt die Kombination ausprobieren. 🙂

  2. Ich musste auch direkt an die Kolben für die Vögel denken, hatten wir früher immer zuhause für sämtliche Vögel 🙂
    Hirse habe ich auf alle Fälle zuhause, noch irgendwo in den Weiten den Vorratsschranks. Ich suche es später raus, bringt mich direkt auf eine neue Idee für das nächste Dinkelbrot 😉
    Aber auch als Risotto macht sich die Hirse großartig, gefällt mir richtig gut. Setze ich mal für nächste Woche auf den Speiseplan! Und ich greife dann auch zur Meyer-Zitrone, die ich ebenfalls von Susi erhalten habe 😉

    • 🙂 Vogelfutter halt.
      Und es war klar, dass auch du auf einem Hirsevorrat herumhockst. 😉 In einem Dinkelbrot als Brühstück sorgt sie sicher für eine gute “Feuchtigkeit”, bin schon sehr gespannt auf dein Rezept, obwohl ich die Hirse tatsächlich lieber als Brei esse.
      Und die Meyers, ein Traum, oder? Susi ist ein echter Schatz!!!

      • Als Brei wird die Hirse hier jetzt auch probiert! Und ja, ein wahrer Schatz, die Susi. Er hat die vorletzte gestern bei einem Fischsalat gehabt und war begeistert 😀

  3. Wow, danke! Das Rezept werde ich auf jeden Fall probieren, denn Hirse hat bisher bei mir ein Stiefkinddasein gefristet. So richtig überzeugt hat sie mich einfach nie. Und WO habt ihr bloß alle die Meyer-Zitronen her?!

    • Gern geschehen. 🙂 Das Probieren lohnt auf jeden Fall, wie gesagt, es war mein erstes Hirsegericht und ein echter Volltreffer. Ich werde aber auch noch in andere Geschmacksrichtungen mit ihr experimentieren.
      Und die Meyers? Die hat uns die wahnsinnige, liebe, großartige Susi geschickt. 🙂

  4. Da soll noch einer sagen, vegetarisches Soulfood gäbe es nicht 😉
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    • Wer behauptet denn sowas? 😉
      Liebe Grüße aus Hamburg (gefühlt Sibirien),
      Eva

  5. Ich mag Hirse 🙂 schon immer. Muss mir auch mal wieder ein kleines Päck anschaffen. So ähnlich, aber ohne den Asia-Einschlag gibt es das bei mir dann auch 😉

    • Ich stehe mit meinen “Hirse-Experimenten” ja noch ganz am Anfang. 😉 Frittierte Bällchen kann ich mir auch gut vorstellen, mal sehen.

  6. Hirse gab es früher sehr oft bei uns, als die Kinder noch klein waren. Ich habe sie ein wenig vergessen, warum nur? Mit deinem wilden Rezept animierst du mich…
    Liebe Grüße
    Cheriechen

    • Echt? Bei uns gab’s nur Milchreis oder Haferflockenbrei (gegen beides habe ich heute eine große Aversion ;-)). Das “wilde” hingegen ist wirklich lecker!
      Liebe Grüße,
      Eva

  7. Mit Hirsebrei habe ich meine Söhne abgefüttert, als sie so was noch mit eingemachtem Obst mit Vorliebe aßen. Mit Hirse habe ich Backmischungen gemacht. Hirse ist universell. Schön, dass Du sie entdeckt hast.
    Liebe Grüße aus dem Emmental
    Gerd

    • Ja, ich bin auch sehr froh darüber. 🙂
      Liebe Grüße aus “Sibirien”,
      Eva

  8. Hirse … ich habe bestimmt noch 11/2 kg hier….habe mal versehentlich ein neues Päckchen gekauft, obwohl noch was da war. Ich mag sie, bin aber gerne mal phantasielos bezüglich der Verwendung….also danke für die vogelwilde Inspiration 🙂

    • Gern geschehen. Und das mit den “Fehlkäufen”, das kenne ich auch gut, in beide Richtungen allerdings. Manchmal bin ich fest davon überzeugt, xy noch im Vorrat zu haben und es ist einfach nicht mehr da. Zum Glück haben die Märkte hier lang geöffnet. 😉

  9. Hallo Eva,
    Hirse gibt es bei uns nur im Kindergarten. In Form einer Suppe. Die Kinder sind da wohl immer sehr begeistert. Da auch du so angetan bist, muss ich sie wohl auch in meine Küche schleppen un damit kochen 😉

    • Hirsesuppe? Noch nie gehört. Haferflockensuppe kenne ich, scheint ein Nord-Süd-Dingens zu sein. Das Rezept kann ich dir auf jeden Fall sehr empfehlen!. 🙂
      Liebe Grüße,
      Eva

  10. Hirse ist jetzt nicht unbedingt ein Spezialfreund von mir, aber andererseits klingt dein Rezept so, also sollte man das unbedingt ausprobieren. Ich gehe in mich und werde schauen, ob da nicht noch Hirse im Vorratsschrank zu finden ist.

    • Ich drücke dir ganz fest die Daumen, denn ich bin sicher, dass man auf diese Art auch Hirse-Skeptiker kurieren kann. 😉 Außerdem hast du ja sicher noch von den fantastischen Zitronen! Lieben Dank noch einmal!!!

  11. Klingt abgefahren und lecker.
    Ich kenne Hirse noch aus Kindertagen als typisches Öko-Vegetarier-Gericht. Als Kind war das neben Buchweizen mein absolutes Hass-Essen. Aber ich sollte der ganzen Sache wohl mal wieder eine Chance geben. 😀

    • In die Ecke habe ich sie zuvor auch immer verortet und ich war wirklich überrascht, ein Versuch lohnt sich! 🙂

  12. sandra sandra

    hirse – super – ist fester bestandteil in unserer küche. mein freund schwört darauf, wenn er das gefühl hat, zu wenig eisen zu haben.
    ich mag die kombination und werde gleich mal losziehen und kaffirlimettenblätter kaufen. statt zitrone muss limette ran.
    und zum nachtisch: hirse-orangenkuchen.
    bin dann mal weg…
    p.s.: ich mag deinen banner und freu mich immer, wenn er sich ändert und über die netten kleinen details.

    • Danke für das nette Kompliment! Und es freut mich sehr, Sandra. Endlich mal kein “Hirse-Gegner”. 😉 Der Hirse-Orangen-Kuchen klingt auch gut, du hast nicht zufällig irgendwo ein Blog?

  13. Als Hirse-Freundin lacht mich Dein Risotto an, sehr sogar! Auch Sojasauce und Parmesan kann ich mir gut zusammen vorstellen – mir plumpste kürzlich aus Versehen ein Mozzarella-Würfel in ein Schälchen Sojasauce, was ich auch schon ziemlich lecker fand ;-).

    • Das freut mich, Claudia! Wahrscheinlich geht in Punkto Aromenkombination sowieso viel mehr, als man denkt. Ich bin nur meist nicht mutig genug zum Probieren, weil ich damit früher so oft auf die Nase gefallen bin. 😉

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