Noch vor gar nicht allzu langer Zeit gehörte des italienische Nationalgericht für Herrn H. und mich zum Sommer wie die Elisenlebkuchen zu Weihnachten, das Frühstücksei zum Sonntag oder der Glühwein zum Winter. Wir futterten uns jeden Sommer durch gefühlte Tonnen von Tomaten, Büffelmozzarella, Ciabatta und literweise Olivenöl, bestreut mit Topf um Topf Basilikum. Wir konnten kaum je genug von dem herrlichen Salat bekommen. Seit wir jedoch bloggen, hat die Frequenz des Caprese-Verzehrs stetig abgenommen und tendiert inzwischen gegen Null. Woran es liegen mag? Nun, wie alles, ändern sich Vorlieben stetig. Vielleicht haben wir einfach auch die für ein Leben nötige Menge an Caprese bereits aufgenommen oder vielleicht gibt es einfach zu viel Neues auszuprobieren. So genau lässt sich das nicht feststellen. Als ich im neuen Kochbuch jedoch quasi eine Luxus-Variante des einst heißgeliebten Salats sah, konnte ich nicht widerstehen.
Für die Anis-Tomaten mit Burrata und Duftnessel:
- Anisöl (50 g Olivenöl, 1 EL Anis, gemörsert)
- ca. 300 g Datteltomaten
- Salz
- Puderzucker
- 1 große Ochsenherztomate
- Fleur de Sel
- schwarzer Pfeffer
- 300 g Burrata (ich 120 g)
- 1 Scheibe Brioche oder Weißbrot (ich: 1 Scheibe mildes Landbrot)
- Duftnesselblätter (Aniskraut) (ich: etwas Estragon)
- Bronzefenchel (konnte ich nirgends auftreiben)
Als erstes heizte ich den Backofen auf 80°C vor, schnitt die Hälfte der Datteltomaten in dünne Scheiben und legte sie auf das Backpapier. Dann bestäubte ich sie mit wenig Puderzucker und Salz und schob das Blech für 3 Stunden in den Backofen. Nach 2 Stunden wendete Herr H. die schon recht trockenen Scheiben.
Ich erhitzte das Olivenöl auf 60°C, gab den Anis hinein und ließ alles einen gute Stunde ziehen (idealerweise über Nacht). Anschließend siebte ich den Anis wieder ab und gab das Öl in ein kleines Schälchen. Herr H. hatte die restlichen Tomaten mit kochendem Wasser überbrüht, kurz stehen gelassen und gehäutet. Ich legte die gehäuteten Datteltomaten in das Öl und stellte die Schale für 2 Stunden zum Confieren in den Backofen.
Herr H. schnitt die gehäutete Ochsenherztomate in dünne Scheiben, richtete sie auf zwei Tellern an und würzte sie mit Fleur de Sel und Pfeffer. Ich gab getrocknete und confierte Tomaten hinzu, zerpflückte die Burrata und verteilte sie auf den Tellern und briet das Brot in etwas Anisöl goldbraun. Herr H. schnitt es in Stückchen und legte es ebenfalls auf die Teller. Ich beträufelte alles mit wenig Anisöl, zupfte Estragon und einige Blättchen Ananassalbei darüber und reichte den Fototeller ins “Studio”.
Fazit: Bereits nach der ersten confierten Tomate mit einem kleinen Stückchen Burrata und einer Ecke Brot schwebte ich im 7. Feinschmeckerhimmel. Was für ein genialer Salat! Er erfordert zugegeben in der Vorbereitung etwas Zeit, aber das Ergebnis rechtfertigt in meinen Augen jeden Aufwand. Herr H. merkte an, dass er genau diesen Tomatensalat nun gern bitte häufiger serviert bekäme. Ich werde sehen, was sich machen lässt, fest steht, dass eine schlichte Caprese es hier von nun an schwer haben wird.
Aus: Kräuter Tanja Grandits
Tomaten (danke Schwester!!!) von hier
Anis und Tomate? Interessante Kombination, die ich mir merken muss.
Aber was genau ist Aniskraut? Anisysop?
War auf jeden Fall sehr stimmig. Als “Aniskraut”wurde in diesem Fall Duftnessel verwendet. Das habe ich erst einmal probiert und recht “lieblich” in Erinnerung. Estragon fehlt diese Lieblichkeit leider und Anisysop? Kenne ich leider nicht.
Also unglaublich, jetzt machst du auch noch aus Salat ein Kunstwerk, ich fasse es nicht. Wobei mein Lieblingstomatensalat der Caprese auch etwas den Rang abgelaufen hat…
Danke, Christine. Ich habe fast das Gefühl, man kann aus allem ein Kunstwerk machen. Und dein Lieblingstomatensalat ist der kürzlich gepostete, oder?
ja genau, der mit den Pfirsichen. Wo ich mich zu künstlerischem aufschwinge ist eher die Musik…
Wäre ja auch ziemlich langweilig, wenn alle das gleiche Talent hätten. 😉
ja und man bedenke den Konkurrenzkampf….
😉
Ja, klar, sehr gerne vergesse ich Caprese für diesen Salat, Anisöl auf Tomaten muss ich unbedingt ausprobieren… vielleicht trinke ich dann einen Pastis vorneweg 😉
😀
Gar keine schlechte Idee. Wir haben leider keinen im Haus – noch. 😉
Mit Tomate brauche ich meinem Kerl nicht kommen – was insofern nicht schlimm ist, weil dann mehr für mich bleibt :D. Bloß mit Burrata habe ich ob der oft nicht ganz unverfänglichen Herstellungsumstände so meine Schwierigkeiten. Aber vielleicht fehlt nur der richtige Dealer…
Halt: IRRTUM! Ich merk’ schon: Ganz klar läuft mein Hirn nimmer. Don’t mess up Burrata und Büffelmozzarella! Um nicht zu sagen: Gekauft!
Oh, erst lesen, dann fragen. 🙂
Ja,ja, dein “Kerl”. 😉
Was ist verfänglich an der Burrataherstellung? Da scheint mir etwas zu entgangen sein.
Das Bessere ist der Feind des Guten. Deine Luxus-Variante lässt mein bisheriges Caprese-Rezept (mit Basilikum-Pesto) alt aussehen (und ist bereits gelöscht). Eine neue Dimension …
Besten Dank für deinen grandiosen Post !
Danke schön! Gern geschehen. Und: auch eine interessante Sichtweise und ich fürchte fast, ich bin für vieles auf diese Art verdorben. 😉
Die Anis-Note gefällt mir sehr gut! Und Burrata ist ja ohnehin etwas Feines, tolle Kombi also :-). Lieben Gruß!
danke, Claudia. Es war deliziös, wie bislang alles, was wir aus dem Buch gekocht haben. Die vegetarischen Gerichte gefallen mir seltsamer Weise am besten. Es geht also weiter. 😉
Liebe Grüße,
Eva
Danke für diese Idee, das ist mal was anderes….
Gern geschehen – sage ich einfach mal im Namen von Frau Grandits. 😉
Mit Kräutern und hochwertigen Käse- und Tomatensorten kann man eine Menge anstellen. Ich lasse mir das gerade auf der Zunge zergehen und nehm’ in Gedanken eine Portion. 🙂
Das stimmt! Und ich bin wirklich froh, dass wir hier an (fast) ales so gut herankommen. 🙂
Mit Sternanisöl aromatisiertes Brot kenne und liebe ich, daher kann ich mir vorstellen, wie genial dein Brot geschmeckt hat. Was ich mir weniger vorstellen kann, dass ich tatsächlich Kirschparadeiser häuten würde. Das ist ähnlich wie bei Kichererbsen, die du ja auch häutest. Das sind solche Finessen, die ich dann doch verweigere, auch wenn ich sicher bin, sie schmecken sehr gut.
Susi, glaub’ mir, ich habe auch noch niemals nicht zuvor Tomaten gehäutet, denn in der Haut steckt doch auch viel Geschmack, oder? Aber ich dachte, ok, einmal musst du es probieren und ich hatte auch vermutet, dass sie so das Aroma besser aufnehmen und was soll ich sagen? Diese konfierten Tomaten haben mir mit am besten am ganzen Teller gefallen. Unbedingt probieren! Kichererbsen machen viel mehr Mühe. 😉
Lustig, man merkt schon beim Lesen der Zutatenliste, woher das Rezept kommt 🙂
….und mir geht das auch so…die vegetarischen Rezepte sind die schönsten.
Nicht wahr? Geht mir auch immer so, wenn ich eins ihrer Rezepte gepostet lese…
Und ja, die vegetarischen sind einfach die besten!
Wir lieben ja auch nach Jahren immer noch den Klassiker, aber einen Versuch werde ich auf alle Fälle starten! Für mich vielleicht mit etwas weniger Anis…
Und vielleicht sollte ich dem Caprese noch eine Chance geben. 😉
Vergiss Caprese! Genau! So was von nicht mein Ding haha. Aber mit grosser Freude würde ich die knusprigen Brotkrümel vom Tellerchen wegpicken 😉
Hätte ich mir ja denken können und das ein oder andere Krümelchen überlasse ich dir gern! 😉