Fleischloses Glück in Reinform. Auch wenn der Herbst mit voller Macht die Blätter von den Bäumen fegt und alle Zellen meines Körpers nach wohlig warmen Schmorgerichten dürsten. Bevor es in Vergessenheit gerät, muss dieses “Graupen-Risotto”, korrekt als “Orzotto” bezeichnete Gericht, noch ans Licht. War die schnöde Rollgerste einst eher ein “arme-Leute” Essen, erfreut sie sich nun zum Glück wieder großer Beliebtheit, auch in feinerer Umgebung, sprich in Spitzenrestaurants. Und das vollkommen zurecht! Das wandlungsfähige Korn lässt so einiges mit sich machen. Seitdem ich dieses Gericht gekocht habe, habe ich immer einen kleinen Vorrat Graupen oder Rollgerste im Vorrat. Auch in Verbindung mit Kürbis macht sie sich ausgezeichnet.
Für das Orzotto:
- 100 g Rollgerste/ Gerstengraupen
- 500 g Gemüsefond A
- 1 knapper TL Ingwer, fein gehackt
- 1 kleine Schalotte, fein gewürfelt
- 1/2 grüne Chili, entkernt, fein gehackt
- Olivenöl zum Anbraten
- 100 g Gemüsefond B
- 100 g Sahne
- 1/3 Bund Minze samt Stängeln klein geschnitten, einige Blätter beiseite gelegt
- 100 g Erbsen
- 1 EL Butter
- 1 EL Parmesan
- 1 großzügiger TL helles Miso
Ich spülte die Gerste unter fließendem Wasser ab und kochte sie im gesalzenen Gemüsefond A in ca. 15 Minuten gar. Herr H schwitze in der Zwischenzeit Schalotte, Ingwer und Chili in Olivenöl an, gab Gemüsefond B, Sahne und Minze hinzu und ließ alles abgedeckt 10 Minuten köcheln. Dann gab er die Sauce durch das feinste Sieb und schmeckte sie mit Salz und Pfeffer ab. Ich erhitzte sie, gab Gerste, Butter, Parmesan und Miso hinzu, rührte, bis alles sämig war und stellte den Topf warm.
Für das Erbsenpüree:
- 100 g Erbsen
- Salz, Zucker
- 1/2 TL fein gehackte Minze
- 1/2 TL fein gehackter Ingwer
- 25 g Sahne
Ich kochte die Erbsen mit etwas Salz und einer Prise Zucker weich (ca. 8 Minuten), goss das Kochwasser ab, pürierte sie mit Ingwer, Minze und Sahne und strich das Püree durch das feine Sieb. Möchte man das Gericht später adretter anrichten, als ich es getan habe, gibt man das Püree in einen Spritzbeutel und stellt diesen bis zum Aufdressieren warm.
Für die Miso-Hollandaise:
- 40 g Butter
- 20 g helle Misopaste
- 1 Eigelb (20 g) mit ca. 20 g Eiweiß
Ich zerließ die Butter und erhitzte sie auf 60°C. Herr H. verquirlte Ei und Miso mit dem Handrührgerät. Ich gab die flüssige Butter nach und nach hinzu, während er auf höchster Stufe weiterrührte. Leider bekommt man die Hollandaise auf diese Weise nicht so herrlich fluffig hin wie mit einem Rahmbläser. Besitzer eines solchen können sich glücklich schätzen, die Hollandaise hineingeben und sie elegant auf das fertige Gericht sprühen. Ich richtete das Orzotto schlicht in vorgewärmten Schalen an, löffelte Erbspüree darauf und goss etwas Misohollandaise darüber, ein zwei Minzblättchen und -blüten. Et voilà.
Fazit: Ungeachtet des nicht ganz so gefälligen Äußeren schmeckte das Orzotto herrlich fein, ausgewogen und vielschichtig. Samtige Hollandaise und cremiges Erbsenpüree ergänzten die Kernigkeit der Gerste wunderbar. Herr H. war ebenfalls sehr angetan und mit der Portion endlich einmal zufrieden, da ich das Orzotto im Rahmen eines kleines vegetarischen Menüs serviert hatte. Zuvor hatte es ein feines Rote Bete Süppchen gegeben und zum Dessert erwartete uns noch eine herrlich sommerlich angehauchte Torte. Doch davon später mehr. Jetzt kann ich das Gemüsekapitel für das Erste beruhigt schließen und die Bäckchen in den Ofen schieben.
Aus: Kräuter Tanja Grandits
……spätestens bei “Miso-Hollandaise” hat man so eine Ahnung, woher das Gericht kommt 😉 Das sieht so schön frisch und grün aus, ich muss auch mal ran. Mal sehen, ob die Hollandaise im Isi tatsächlich fluffiger wird, ich hatte da auch schon demotivierende Erlebnisse….
😀 das stimmt!
Und ich bin sucher, dass das mit deinem Isi besser klappt. Wobei das natürlich nur einen marginalen Unterschied macht, schmecken tut es auch so. 😉
Ah, Du hast die helle Paste genommen… das war sicher besser als mein Versuch mit dunkler (wobei die Sauce an sich großartig geschmeckt hat… ;)). War die Minze noch präsent? Bei mir ist sie völlig untergegangen.
Aber vielleicht versuche ich es bei Gelegenheit einfach selber nochmal “richtig”.
Schönes Wochenende!
Ja, ich habe nur die helle da. War also eher Zufall. 😉 Und die Minze war zumindest im Erbspüree doch wahrnehmbar, wenn ich mich recht erinnere, ist, wie gesagt, schon eine Weile her. Gestern wurde endlich die Schmorsaison wieder eingeläutet (passend zur fetten Erkältung… :-(). Euch auch ein schönes Wochenende!
mmmh, schaut das super aus – da wäre ich gerne Gast bei euch gewesen
Danke, Sabine. Aber ich fürchte, mit dem, was du in den ganzen feinen Lokalen serviert bekommst, kann ich nicht mithalten. 😉
Minze, Miso, einmal quer über den Erdball! Ich freu mich schon auf die Torte…
Und zurück. 😉
Torte kommt sehr bald, muss nur noch fotogrfiert werden. 🙂
Orzotto? Miso-Hollandaise? Ich ziehe nächste Woche bei dir ein! 😀
Ich dachte, du bist gerade auf dem Weg in die “Einöde”? 😉
Ach. Ich hasse Hollandaise normalerweise, aber bei dieser Miso-Variation würde ich schwach werden <3
Zum Hassen kenne ich die orginale Hollandaise nicht gut genug, aber die mit Miso kam auf jeden Fall gut! 🙂
Wow sieht das lecker aus! Vor allem das Erbsensuppe muss ich unbedingt nachmachen. Ich wollte eigentlich mal deinen ganzen Blog anschauen, musste aber gleich bei meinem ersten Beitrag stoppen und hier kommentieren. Das sieht echt einzigartig aus. Ich freue mich darauf, die weiteren Beiträge deines Blogs durchzustöbern 🙂
Erbsensuppe? Habe ich, soweit ich weiß, noch nie gepostet? 😉 Wie auch immer. Danke für das Kompliment!
Ach, “das Erbsensuppe” – damit ist natürlich das Erbsenpuree gemeint! War gedanklich wahrscheinlich schon bei meiner Kürbissuppe die ich heute kochen möchte 🙂 Sorry!
Aha, alles gut. 🙂 Echte Erbsensuppe will ich schon ewig mal machen. Danke für die Erinnerung!
Ich mag Rollgerste sehr und lasse mir von Freunden (die kein Fluggepäck-Limit haben) gerne welche mitbringen! Bisher meistens als Salat (der Herkunft entsprechend:) mit Bündner Fleisch und Safran.
Nächstens bestimmt auch mal als Orzotto!
Als Salat macht sie sich auch gut, das stimmt. 🙂 Und Bündner Fleisch habe ich hier in Hamburg tatsächlich auch schon mal gesehen – verrückte Welt!
Ein wunderschöner und fast frühlingshafter Anblick! Absolut salonfähig :-). Lieben Gruß und schönen Sonntag!
Frühlingshaft *seufz* schön wär’s… aber ich will nicht klagen und vielleicht geht es mir morgen ja wieder ein bisschen besser, kämpfe gerade mit der ersten dicken Erkältung seit 3 Jahren. Schnief… 😉
Oh je, dann wünsche ich Dir herzlich gute Besserung!
Danke, es geht schon etwas besser. 🙂
Au ja, da würde auch mir das Fleisch nicht fehlen! Die Miso-Mayo merke ich mir auf jeden Fall – da sprudeln bei mir gerade nur so die Ideen 😉
Wenn ich das gegessen hätte, was ich heute bei dir gesehen habe, dann würde ich auch eine ganze Weile nichts mehr vermissen. 😉
Das erinnert mich daran, dass ich noch mal nach Graupen schauen wollte. Gerste sollte ja kein Problem sein, ich hatte nur zufällig entdeckt, dass ich noch Graupen aus Weizen hatte…
Ich hatte sie bisher nur als Suppe, aber so ein Risotto *seufz*
Graupen gibt es in jedem Supermarkt, ganz sicher und als Suppeneinlage machen sie sich auch ganz vorzüglich. Allerdings warte ich noch ein wenig mit dem Kauf der ersten Steckrübe… 😉
Nachdem du mich überzeugt hast, dass man Miso wirklich essen kann, muss ich natürlich diese Hollandaise ausprobieren!
Dass hier das Fleisch nicht fehlt, kann ich mir vorstellen.
Ich kann es nur empfehlen. 🙂
Wobei du ja nun erst einmal genug anderes zu verkochen hast. 😉
Graupen sind eines der wenigen Dinge, die sich nicht in unserer Getreide-Reis-Linsen-Schublade finden lässt. Wieso ist mir ein Rätsel? Das Gericht wird jedenfalls schnellstmöglich nachgekocht. 😉
Liebe Grüße zu dir,
Sarah
Vielleicht weil Graupen etwas so altbackenes, numodernes anhaftet? Schmecken tun sie auf jeden Fall und das Gericht ist klasse. 🙂
Liebe Grüße zurück,
Eva