Als Herr H. und ich vor Weihnachten unseren Speiseplan erstellten, standen wir ein wenig ratlos vor der Dessertfrage. Eine Torte, die normalerweise für diesen Zweck ideal geeignet ist, wollten wir nicht herstellen, da wir ansonsten tagelang an ihr hätten knabbern müssen. Auch die Einträge im Blog ergaben nichts Brauchbares. Was tun? Herr H. hatte dieses Mal die rettende Idee. Beherzt hob er unser liebstes “Backbuch” auf den Tisch, blätterte kurz und tippte dann entschlossen auf eine der letzten Seiten. Ein Glas-Dessert! Ich las mir das Rezept gründlich durch, stutzte kurz ob der vielen Arbeitsschritte, gab mich dann jedoch geschlagen. Warum auch nicht? An Zeit mangelt es im Urlaub zum Glück nicht.
Für das “Gewürzbrot” (1 kleine Kastenform ca. 15 cm):
- 45 g Milch
- 3 g Sternanis
- 15 g Brotmehl (Weizen- und Roggenmehl im Verhältnis 1:1)
- 15 g Kartoffelstärke
- 70 g Roggenmehl
- 6 g Backpulver
- 2 g Salz
- 3 g gemahlener Zimt
- 2 g gemahlenes Viergewürz
- 110 g Orangenmarmelade (von halbbitterten Orangen)
- 110 g Blütenhonig
- 40 g Glukose
- 50 g Ei (1 Gr. L)
- 45 g weiche Butter
Von dem fertigen Gewürzbrot wird nur eine geringe Menge benötigt. Es schmeckt jedoch so gut, dass ich empfehle, die ganze Menge herzustellen. Luftdicht verpackt hält es sich eine gute Woche. Ich kochte die Milch mit dem Sternanis auf und ließ sie ziehen, während ich die restlichen Zutaten bereit stellte. Herr H. vermischte derweil alle trockenen Zutaten. Ich erwärmte Blütenhonig und Glukose und gab beides zur Mehlmischung. Herr H. rührte nach und nach Ei, abgesiebte Milch und weiche Butter unter. Ich gab die Masse in die gebutterte und bemehlte Kastenform und buk das Gewürzbrot ca. 50 Minuten bei 180°C. Nach dem vollständigen Erkalten wickelte ich es in Frischhaltefolie. Herr H. hatte zuvor 2 dünne Scheiben für das Dessert in 4 mm kleine Würfel geschnitten.
Für den Joconde-Biskuit (ergibt 6 Böden à 6 cm):
- 31 g gemahlene Mandeln
- 25 g Puderzucker
- 43 g Ei
- 6,5 g Butter, geschmolzen
- 27,5 g Eiweiß
- 4 g Zucker
- 9 g Weizenmehl 405er
Herr H. gab gemahlene Mandeln, Puderzucker und die Hälfte des Eis in eine Schüssel und schlug alles 8 Minuten lang. Dann übernahm ich das Rührgerät, schlug die Masse noch weitere 10 Minuten und gab dabei in zwei Schritten das restliche Ei hinzu. Herr H. gab etwas Eimasse zur Butter und schlug sie auf. Ich schlug derweil das Eiweiß mit dem Zucker steif. Nun gab ich den Eischnee zur Eimasse und hob ihn vorsichtig unter, wobei Herr H. das Mehl darüber siebte. Zuletzt arbeitete ich die Buttermischung ein. Herr H. strich den Teig ca 2 mm auf das Backpapier aus. Dabei schimpfte er ein wenig, da die Masse beim Verstreichen immer wieder Löcher bekommt. Im auf 220°C vorgeheizten Backofen buk der Boden 8 Minuten. Nach dem Abkühlen schnitt ich Kreise mit einem Durchmesser von 6 cm (kommt auf die Größe des verwendeten Glases an) aus. 4 davon fror ich für das nächste Glas-Dessert ein.
Für den Mascarpone-Milchreis:
Für die Mascarponecreme:
- 0,5 g Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht
- 50 g Sahne
- 12,5 g Zucker
- 10 g Eigelb
- 50 g Mascarpone
Für den Mascarpone-Milchreis:
- 120 g Milch
- 25 g Arborio-Reis
- 1 Pr. Zitronenabrieb
- 1 Pr. Salz
- 0,6 g Zucker
- 75 g Mascarpone-Creme (ich habe die ganze obige verwendet)
Ich kochte Milch und Zucker auf, gab Reis, Zitronenabrieb und Salz hinzu und ließ den Milchreis abgedeckt bei schwacher Hitze ca. 30 Minuten sanft köcheln. Der Reis sollte die gesamte Flüssigkeit aufgenommen haben. Anschließend ließ ich den Milchreis auf Raumtemperatur abkühlen. Herr H. hatte derweil für die Mascarponecreme, Sahne und Zucker aufgekocht und das Eigelb aufgeschlagen. Nun gab er etwas heiße Sahne zum Eigelb, rührte sie unter und gab alles zurück in den Topf zur restlichen Sahne. Bei schwacher Hitze erwärmte er nun alles unter Rühren auf 83°C (zur Rose abziehen). Nachdem sie abgekühlt war, verrührte er sie mit dem glatt gerührten Mascarpone. Ich hob den abgekühlten Milchreis unter und probierte. Allein der Milchreis war ein echter Genuss! Ich verteilte ihn auf die beiden Dessertgläser (ca. 7,5 cm Durchmesser, 7 cm hoch), legte eine Scheibe Joconde-Biskuit auf und stellte sie kalt.
Für die gebratenen Äpfel mit Lebkuchegewürz:
- 100 g Apfel A, geschält, in 1 cm große Würfel geschnitten
- 6 g feiner Zucker
- 1,5 g Zitronensaft
- 6 g Butter
- 0,1 g Lebkuchengewürz
- 20 g roher Apfel B, in 5 mm große Würfel geschnitten
Herr H. vermengte Apfelwürfel A, Zitronensaft und Zucker und zerließ die Butter in einem kleinen Topf. Dann gab er die Apfelwürfel hinzu, briet sie goldbraun und würzte sie vorsichtig mit Lebkuchengewürz. Nach dem Abkühlen vermengte er die gegarten Apfelwürfel mit den rohen und stellte sie beiseite.
Für das Limettengelee mit Minze:
Für den Minzsaft:
- 10 g frische Minzeblätter
- 50 g Mineralwasser
- 8 g Zucker
Limettengelee mit Minze:
- 2 g (ich: 3,5 g, da das Gelee partout nicht fest werden wollte) Gelatine, in kaltem Wasser eingeweicht
- 100 g Limettenpüree
- 1/2 TL Limettenabrieb, feinst gehackt
- 40 g feiner Zucker
- 20 g Mineralwasser
- 20 g Minzesaft
Da ich kein gekauftes Limettenpüree im Haus hatte, pürierte ich die entsprechende Menge geschälter Limetten und strich das Püree durch das feinste Sieb. Herr H. kochte es anschließend mit Limettenabrieb, Zucker und Wasser auf, zog den Topf vom Herd und rührte die gut ausgedrückte Gelatine und den Minzsaft ein. Ich füllte das Gelee in eine flache Schale und stellte es kalt. Nach 4 Stunden sollte es perfekt erstarrt sein. Dann wird es gewürfelt.
Endlich konnten wir uns an die Fertigstellung machen. Ich nahm die mit Mascarpone-Milchreis und Joconde-Biskuit gefüllten Gläser aus dem Kühlschrank, verteilte erst die Apfelwürfel, dann die Limettengeleewürfel darauf und garnierte das Ganze mit Gewürzbrotwürfeln. Herr H. stellte die Gläser bis zum Verzehr (mindestens jedoch eine halbe Stunde) kalt und setzte sich erschöpft. Die Zubereitung dieses Desserts stand der einer aufwändigen Torte um nichts nach. Wir hatten ca. 3 Stunden dafür gebraucht, wobei wir das Gewürzbrot bereits zuvor gebacken hatten.
Fazit: Was für ein Hochgenuss! Dieses Dessert steht nicht nur im Arbeitsaufwand einer himmlischen Torte nach. Die Kombination von Mascarpone-Milchreis, Apfelwürfeln, Limettengelee und Gewürzbrot ist der Hammer. Meinte jedenfalls Herr H. lapidar, nachdem er sich mit dem langen Dessertlöffel durch alle Schichten gearbeitet hatte. Ich war ebenfalls höchst angetan. Und bereitet man mehr von diesen Gläsern gleichzeitig vor, so minimiert sich auch die Zeit, die man für ein einzelnes Glas braucht. Das werde ich an der nächsten “Gästeschar” ausprobieren! Mit diesem Dessert endet nun ein intensives 2015, aber keine Sorge, auch im nächsten Jahr werden Herr H. und ich keine Mühe scheuen, um die Geschmacksnerven weiterhin zu verwöhnen.
Aus: PH10 Pierre Hermé
Ein wahrhaft krönender Abschluß… klasse.
Danke, Christine. Heute Abend wird es leider etwas “rustikaler” zugehen. Aber morgen sind wir wieder in der eigenenen Küche. 🙂
Sieht irgendwie so einfach aus in dem Gläschen 😉 so kann man sich täuschen… bei mir gibt’s morgen ein schnelles, schlichtes Moelleux au Chocolat, ich würde aber auch gerne gegen das hier tauschen 😉
Wünsche euch einen guten Rutsch und ein tolles neues Jahr!
Ja, das dachte ich auch, aber ich wusste ja, was drinsteckte an Aufwand. 😉
Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch und Moelleux au Chocolat ist doch auch absolut köstlich! 🙂
Ein wunderbares Dessert! Nun weiß ich auch, was mit meiner einen Kaffirlimette geschehen wird. Keine Ahnung, ob das passt, aber wenn ich es nicht ausprobiere werde ich es nie erfahren.
Mit der erhöhten Menge an Gelatine: Meine Erfahrung ist auch, dass Gelatine und auch Agar-Agar bei arg zitrussigen Massen nicht gern gelieren mögen. Erst letztens habe ich gelesen, man solle bei so etwas “vegane Gelatine” verwenden, aber ich hab keine Ahnung, was das ist, und weiß auch nicht, wo ich so etwas bekomme.
Ich glaube, mit der veganen Gelatine ist auch Agar-Agar gemeint, Susi. Der wird jedenfalls in D gerne als “Agartine” verkauft.
Danke, Susi. Du hast eine Kaffirlimette erbeuten können? Herrlich. Das Glück war mir auch schon einmal vergönnt, dieser Duft – unvergleichlich!
Und zum GEleiren. Mhm, das kann sein, wobei ich selten reine Zitruscremes hatte. Vegane Gelatine ist, wie Susanne meint, Agartine und im Grunde Agar-Agar. Wäre einen Versuch wert.
Kommt gut ins neue Jahr! 🙂
DER vorgezogene Kracher zum Silvester !
Für mich alleine ist die Zubereitung zu aufwändig. Aber wenn mal Besuch angesagt ist, ist der Dessert mehr als eine Überlegung wert. Die Bilder sprechen für sich.
Ich wünsche dir/Euch einen guten Rutsch – und auf Wiederlesen im 2016 !
Danke schön. Dafür lassen wir es heute etwas “bescheidener” angehen. Quasi Landschaft statt Genuss. 😉
Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch und einen guten Start ins Neue!
Ein Knaller! Ich bin total verzückt… Mascarpone Milchreis, Limettenwürfel – einfach toll. Der Rest natürlich auch 😉
Danke, Sandra. Guten Rutsch!
….das ist ja trotzdem eine Torte 🙂
Ich wünsche Euch ein schönes Silvester. Kommt gut rüber und ein 2016 wie Ihr es Euch wünscht 🙂
Ja, irgendwie schon. Und es gibt noch eine ganze Reihe dieser köstlichen Gläschen im Buch, genug zu tun für nächstes Jahr. 🙂
Sylvester wird hier zum ersten Mal böllerfrei. Dafür musste ich meine Küche verlassen. You always win and lose some. 😉
Euch auch einen guten Rutsch!
Das ist wahrlich ein Dessert für das Finale 2015!
Eva, ich wünsche dir und Herrn H. einen zauberhaften Jahreswechsel und ein gesundes, zufriedenes Neues Jahr.
Liebe Grüße Maren
Danke, Maren!
Der Wechsel wird in der Tat zauberhaft, da ruhig. Hier auf der Insel ist das Knallen verboten. Mal eine schöne Abwechslung zum Hamburger Inferno. 😉
Ich wünsche dir und deiner Familie auch einen guten Rutsch und einen schönen Start ins neue Jahr!
Liebe Grüße,
Eva
Mir fehlen die Worte. Vermutlich würde ich davon gleich eine Armeeportion in einer großen Auflaufform zubereiten und alle weiteren Mahlzeiten ausfallen lassen…
Ich hoffe, ihr seid gut reingekommen! Frohes Neues!
Also ich brauche nach so viel Süßem doch immer wieder ein Käsebrot. 😉 Aber es stimmt, wir hätten gleich mehr machen sollen – nächstes Mal.
Gut (und vor allem herrlich ruhig) haben wir das neue Jahr begonnen. Aber jetzt ist es auch schön, wieder zu Hause zu sein.
Euch auch ein frohes Neues!