Überrascht stellte ich am Wochenende fest, dass die ehemals starren Grenzen der Aufgabenverteilung zwischen Herr H. und mir sich nahezu aufgelöst haben. Immer öfter kommt es vor, dass ich ihm Fototipps gebe und ebenso oft, dass er die Gerichte aussucht, die wir dann abends kochen. Als er am Montag nach Hause kam, fragte er, ob wir diese unglaublich teuren, kleinen französischen Kartoffeln noch hätten. Er habe das perfekte Rezept gefunden, um sie gebührend in Szene zu setzen. Ich bejahte, er plünderte den wuchernden Salbei und mit einer Zwiebel als Dritter im Bunde legten wir los.
Für die Röstzwiebelsauce:
- 2 weiße Zwiebeln (ich: 1 mittelgroße gelbe aus diesjähriger Ernte), fein gehackt
- 20 g Butterschmalz
- 100 g Gemüsebrühe (ich: Hühnerfond)
- Salz, Pfeffer, Zucker
Wir starteten mit der Sauce, da sie anschließend warm gehalten werden kann. Ich briet die Zwiebelwürfel unter Rühren im Butterschmalz bei eher schwacher Hitze goldbraun. Das dauerte mindestens 15 Minuten. Dann gab ich den Fond dazu, ließ ihn noch einmal aufkochen und pürierte die Sauce anschließend. Herr H. schmeckte mit Salz, Zucker und Pfeffer ab und stellte die Sauce bei 80°C warm.
Für die Kartoffeln:
- 12 mittlere La Ratte Kartoffeln (ich: Franceline, ca. 400 g)
- 1 g Kümmel
- 1 TL Salz
- 2 EL Butterschmalz
Während ich die Zwiebeln briet, hatte Herr H. die Kartoffeln ungeschält mit Kümmel und Salz in reichlich Wasser 15 – 20 Minuten knapp gegart. Er gab sie zum Abkühlen in ein Sieb, halbierte sie anschließend und briet sie im Butterschmalz mit der Schnittfläche nach unten goldbraun an. Zum Abschluss schwenkte er die Pfanne, damit sich die Kartoffeln komplett mit dem Schmalz überzogen.
Für die Salbeitempura:
- 1 EL Weizenmehl 405 er
- 1 EL Maisstärke
- 1 TL Olivenöl
- 100 g Eiswasser
- 1 Msp. Backpulver
- 1 große Handvoll abgezupfter glatter Petersilie
- ca. 20 schöne, breite Salbeiblätter (ich: eher 30, meine waren noch recht schmal)
- ca. 200 g Öl zum Frittieren
- Salz, Pfeffer
Ich gab alle Zutaten bis zur Petersilie in den Zerkleinerer und ließ ihn laufen, bis eine homogene Mischung entstanden war. Den fertigen Teig schmeckte ich mit Salz und Pfeffer ab. Anschließend zog ich die Salbeiblätter durch den Teig und frittierte sie portionsweise bei ca. 170°C. Die fertigen Blätter lagerte ich auf einem mit Küchentuch bedeckten Teller bis zur Verwendung im Backofen. Als alle Blätter frittiert waren, richtete ich die Kartoffeln auf der Röstzwiebelsauce an, garnierte mit Salbeitempura und Parmesanspänen und geduldete mich wie üblich. Was angesichts des köstlichen Dufts recht schwierig war.
Fazit: Ich kann mich Roberts Urteil nur uneingeschränkt anschließen. Auch Herr H. war hellauf begeistert und wurde nicht müde zu betonen, wie genial die drei Zutaten in dieser Art der Zubereitung miteinander harmonierten. Oft braucht es wirklich nicht mehr. Herr H. hatte zwar befürchtet, dass mir das Gericht so nicht zusagen würde, da sowohl Gemüse- als auch Fleischbeilage “fehlen”, aber ausnahmsweise lag er mit seiner Einschätzung komplett daneben. Ich war nach dem Essen restlos glücklich und zufrieden.
Wau, das klingt ja mal wieder richtig gut.
Muss heute Abend gleich mal nachschauen, ob der Salbei davongeschwemmt wurde… 😉
Ich glaube, der hat kräftige Wurzeln. 🙂
Zwar nur drei … aber die haben’s in sich! Sehr fein! 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Danke, Andy. 🙂
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Salbei-Tempura, was für eine Idee; gute Kartoffeln sind auch im Haus. Wobei meine Salbei-Wiese wahrscheinlich kaum dezimiert würde…
Danke, Christine. Ja, bei meiner Mutter sah ich auch kürzlich, wie großflächig Salbei wachsen kann, fast schon beunruhigend. 😉
Klingt nach einer ganz tolle Kombination! Salbei ist eins der unterschätztesten Lebensmittel, da er am häufigsten nur in Tee verwendet wird. Sehr schöne Idee! Liebe Grüße 🙂
Danke, Isa. Ich mag ihn auch sehr, bei Halskratzen auch gern als Tee. 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Salbei und Kartoffel immer lecker und die Anrichtung: übst Du für den ersten Stern?
Es gibt Dinge die richten sich fast von selbst an, danke. 🙂
Ah, das kam mir doch direkt bekannt vor. Das steht auch schon Ewigkeiten bei mir auf der Nachkochliste seit ich es bei Robert gesehen habe. Wenn du jetzt auch noch begeistert bist muss ich das wohl wirklich mal in Angriff nehmen 🙂
Liebe Grüße, Tring
Das kann ich dir nur wärmstens empfehlen! 🙂
Liebe Grüße,
Eva
Bei Robert findet man immer etwas Feines. Mir fehlt nur leider meist die Muße, es dann auch nachzubasteln.
Das stimmt. Zum Glück habe ich recht viel Muße, kommt bei dir bestimmt auch in ein paar Jahren 🙂
Manchmal genügt wenig, aber das Richtige muss es sein. Der Douce Steiner vertraue ich blind.
Es überrascht mich dennoch immer wieder. Dieses Buch von Frau Steiner hat unsere Bücherhalle übrigens leider nicht…
Manchmal kommen so geniale Gerichte heraus, wenn man einige wirklich gute Grundzutaten kombiniert. Aber man braucht dann halt wirklich DIE perfekte Kartoffel, nehme ich mal an, oder?
Ich weiß nicht, ob man eine “perfekte” Kartoffel braucht, denke, eine gute tut es auch. 😉
Ich mag so eine reduzierte Küche auch sehr. Kennst Du die Serie (und das Kochbuch) “Nimm drei” mit Hugh Fearnley-Whittingstall aus dem River Cottage Café? Etwas bodenständiger als von Douce Steiner, aber von der Idee her genau so: Drei einfache, gute Zutaten ergeben immer wieder etwas Feines und sind unendlich variabel. Sehr schöne Idee. Und Kartoffeln & Salbei sind einfach eine geniale Kombi!
Danke, Julia. Das Buch hatte ich mal ausgeliehen. Ist allerdings schon eine Weile her. Weiß gar nicht mehr, wie sehr es mir damals gefiel…
Das wird nachgekocht, bevor der Salbei wieder bei dieser feuchten Witterung “die Biege macht” auf unserem Balkon…
Da bleibt mir nur, guten Appetit zu wünschen. 🙂