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Kommt der Berg nicht zum Propheten

Woran merkt man, dass ein Ernährungstrend schon fast wieder vorbei ist? Wenn man das entsprechende Produkt in jedem Discounter, Super- oder Drogeriemarkt erwerben kann, dann spätestens ist es soweit. Wie also konnte es passieren, dass ich mich bis zum letzten Wochenende noch nicht mit der Herstellung von Hummus beschäftigt habe? Es ist nicht so, dass ich es nie gekostet hätte. Ich habe und es danach sogar als erstaunlich gut befunden, allein, es fehlte der Anlass zur Herstellung. Wollen Herr H. und ich etwas auf die Stulle, dann sind es in der Regel Käse oder Wurst. Wollen wir eine Tunke zum Baguette, dann sind es Guacamole, Kräuterquark oder Aioli. Irgendwie gab es in Hause H. also nie Verwendung für ein seidiges Püree aus Kichererbsen. Dummerweise hatte ich für das am letzten Wochenende angesagte vegetarische Grillfest die Lieferung eines köstlichen Hummus’ angekündigt. Nur gut, dass ich mich an diesen Artikel zur Herstellung erinnerte. Natürlich musste ich wenige Modifikationen vornehmen. Ich weiß, dass die Tahinmenge vollkommen üblich ist, aber mir war es schlicht zu viel. Das Ergebnis überzeugte dennoch auf ganzer Linie. Da aber wie immer viel zu viel aufgetischt wurde, landete etwa 1/3 des Hummus wieder in meinem Kühlschrank. Was konnte ich bloß damit anfangen. Herr H. brachte gestern die rettende Idee in Form eines Blumenkohls mit und als ich meine Idee im Netz überprüfte, musste ich feststellen, dass auch sie bereits ein alter Hut war und sich auf Neudeutsch “loaded hummus” schimpft. Doch das konnte mich nicht von der Umsetzung abhalten.

Für das Hummus (für 2 reicht sicher die Hälfte):

  • 480 g Kichererbsen (aus der Dose oder selbst gekocht)
  • 200 g eiskaltes Wasser
  • 1 kleine Knoblauchzehe
  • Saft 1 Zitrone
  • 1 knapper TL Salz
  • 120 g Tahin
  • evtl. etwas Flüssigkeit aus der Dose der Kichererbsen zum Verdünnen

Als erstes gab ich Wasser, Zitronensaft, Salz und Knoblauch in den Behälter des Atomisierers und ließ alles kurz mixen. Dann gab ich das Tahin hinzu und mixte alles gründlich auf bis eine helle luftige Masse entstand. Als letztes gab ich die Kichererbsen dazu und mixte erneut. Ich arbeitete dabei mit dem Stößel, da das Mus dazu neigt, am Rand des Behälters kleben zu bleiben. Nach ca. 2 Minuten hatte ich ein perfekt cremiges Hummus. Man kann es nach Geschmack auch mit der Kichererbsenflüssigkeit etwas verdünnen. Ich entschied mich dagegen. Das Hummus hält sich im Kühlschrank mindestens vier Tage und schmeckt gelagert sogar noch besser. Die anfangs leicht dominante Säure der Zitrone verliert sich bei der Lagerung.

Für die Dukkah-Gewürzmischung:

  • 15 g Haselnüsse, gehäutet und geröstet
  • 10 g Sonnenblumenkerne, geröstet
  • 2,5 g Koriandersaat, geröstet
  • 1,5 g Kreuzkümmelsaat, geröstet
  • 1/2 TL schwarzer Pfeffer
  • 1 TL Oregano
  • 1 g Rauchsalz

Als ich über den Hummus-Teller nachgedacht hatte, war irgendwo in meinem Hinterkopf eine Erinnerung an diese köstliche Gewürzmischung aufgeploppt. Leider war kein Sesam im Haus, danke liebe Mehlmotten, also gab ich Sonnenblumenkerne hinzu. Eine gute Wahl, so stellte es sich später heraus. Meine Haselnüsse waren zum Glück bereits geröstet. Herr H. röstete die restlichen Gewürze separat, mahlte Koriander, Kreuzkümmel und Pfeffer, während ich Haselnüsse und Sonnenblumenkerne grob hackte und anschließend im Mörser fein zerstieß. In den Mörser wanderten dann auch die restliche Gewürze und ein herrlicher Geruch machte sich in der Küche breit. Herr H. plädierte sogleich dafür, beim nächsten Mal etwas mehr von der Gewürzmischung herzustellen. So etwas könne man doch recht universell einsetzen. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden.

Für den Hummus-Teller:

  • Hummus, erwärmt
  • 1/2 Blumenkohl (ca. 400 g), zerteilt
  • Olivenöl
  • 10 Cherrytomaten, halbiert
  • 2 Eier
  • Dukkah nach Belieben
  • frischer Koriander nach Belieben, gehackt
  • einige Zitronenscheiben zum Servieren

Da die Tomaten gerade nicht auf ihrer vollen geschmacklichen Höhe sind, hatte ich sie als allererstes (!) ca. 1 Sunde bei 130°C konfiert. Herr H. dämpfte die Blumenkohlröschen ca. 7 Minuten und stellte sie dann zum Ausdampfen nach Draußen auf die Fensterbank. Ich stellte die übrigen Zutaten bereit, briet die Spiegeleier in Butter und schaltete den Backofen auf 240°C Grillstufe. Ich verteilte den Blumenkohl auf einem Backblech, hob etwas Olivenöl unter und salzte leicht. Dann durfte der Blumenkohl einige Minuten im Ofen anbräunen. Herr H. verteilte das Hummus auf zwei Tellern, ich legte die übrigen Zutaten dazu und so schnell Herr H. mit beiden Tellern verschwunden war, so schnell war er auch wieder da.

Fazit: Hätte mir jemand noch vor kurzem gesagt, dass ich je auf eine kohlenhydrathaltige Beilage zum Abendessen verzichten würde und nichts vermissen würde, so hätte ich diesem schallend ins Gesicht gelacht. Nun muss ich kleinlaut zurück rudern und zugeben, dass der Hummus-Teller auf diese Art voll und ganz befriedigend, sättigend und schmackhaft ist. Auch Herr H. vermisste das übliche Baguette in keinster Weise. Er merkte an, dass sich die konfierten Tomaten ganz vorzüglich zum Hummus machten. Mir gefiel alles an diesem Teller. Das würzige Aroma der Dukkah-Mischung, der zitronige Blumenkohl und natürlich das gute alte Spiegelei. So etwas in der Art wird es hier sicher in Zukunft häufiger geben und wer weiß, vielleicht darf auch wieder ein Schwung getrockneter Kichererbsen einziehen.

Inspiration für die Dukkah-Gewürzmischung stammt von hier.

9 Kommentare

  1. Hummus liebe ich! Und deine Loaded-Variante ist sehr schön.
    Aber sag, warst du nicht die, die Kichererbsen schält? Oder verwechsle ich gerade was?

    Mein Lieblingsrezept derzeit ist Hummus mit gebratenen Salatherzen. So kann ich Hummus auch im Winter essen.

    • Eva Eva

      Danke, Susi. Verzeih’ die späte Antwort. War schon wieder krank…
      Kichererbsen schäle ich in der Tat, wenn ich sie ganz verwende. Für das Hummus leistet jedoch der Vitamix ganz Arbeit. 😉

  2. Calabrone Calabrone

    Gehören Kichererbsen nicht zu den Kohlenhyraten?

    • Eva Eva

      Hülsenfrüchte haben auch Kohlenhydrate, die aber vom menschlichen Körper nicht aufgespalten werden können. Das macht dann auch die “Tönchen”. 😉

  3. Hach, Hummus liebe ich in allen Spielarten. Es ist ein so schneller, leckerer Aufstrich, Die große Menge an Sesammus merke ich mir auf jeden Fall mal vor! Bei uns landet gerne auch etwas Salzzitrone mit im Mixer, dass gibt auch ein sehr feines Aroma.
    Ich liebe ja auch Vollkornbrote mit einer dicken Hummusschicht und etwas Tomaten o.ä. Deine “loaded” Variante täte ich aber so auch nehmen. Den Begriff “loaded” kannte ich allerdings bisher nicht. Man lernt nie aus.

    • Eva Eva

      Danke, Stefanie! Salzzitrone kann ich mir sehr gut darin vorstellen. Habe leider gerade keine zur Hand. Aber wenn, dann werde ich das testen. 🙂

  4. Man merkt es auch daran, dass ich darüber blogge ;-)))
    Wenn ich Trends aufgreife, sind sie meist längst schon wieder vorbei …. aber ich lebe damit 🙂
    Dein Hummus-Teller ist zum Reinlegen …
    Alles Liebe1

    • Eva Eva

      :-)))
      Danke, Maria!
      Trends sind sowas von überbewertet!
      Euch auch alles Liebe!
      Der Frühling kommt…

  5. Ein Humusteller zum Reinlegen, da hat die Maria recht. Und – kaum ist man kurz weg aus der Blogwelt, hat sich euer Blog sensationell verschönert.

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