Es kommt immer anders, als man denkt. Hinter diesem Schlamassel verbirgt sich eine traurig-komische Geschichte. Warum man nie Empfehlungen anderer blind trauen sollte und wie Scheitern Flexibilität lehrt.
Ravioli sollte es geben. Einen gezackten Teigausroller wollte ich dafür kaufen. Eigentlich fängt die Geschichte mit einem emaillierten gusseisernen Bräter an, um den ich lange herumgeschlichen bin. Ich besitze bereits einen länglich ovalen Bräter, wozu also ein zweiter? Weil wir nur zu zweit sind und der große Bräter oft viel zu groß ist. Weil ein runder Bräter auch zum Brotbacken besser geeignet ist. Weil alle so einen wunderschönen gusseisernen Bräter zu besitzen scheinen. Wie auch immer. In einem kleinen Haushaltswarengeschäft in Lüneburg wurde ich fündig. Das Objekt meiner Begierde war preisgünstig zu erstehen. Und ein Teigrad gab es auch. Wobei, merkt die Verkäuferin an, vielleicht hätten sie ja an dieser praktischen Ravioliform viel mehr Freude. Ich ließ mich überreden. Leider. Wieder zu Hause bereitete ich sogleich den Teig.
Für den Ravioliteig:
- 160 g Weizenmehl 405 er
- 40 g Semola di grano duro rimacinata
- 2 Eier Größe L
- 2 g Meersalz
Anfangs war er sehr fest, nach zehnminütigem Kneten wunderbar elastisch. Ab in den Kühlschrank für mindestens eine Stunde. In der Zwischenzeit bereitete ich die Füllung.
Für die Füllung:
- 185 g Rinder-/Lammhack
- 1 Schalotte, fein gewürfelt
- 1/2 TL Fenchelsamen, gemahlen
- 1 EL Frischkäse
- 2 El frisch gemahlenen Bröseln
- 2 EL Petersilie, fein gehackt
- Meersalz, Pfeffer
Zuerst schwitzte ich die Zwiebel glasig, fügte das Hack hinzu und garte es, ohne es zu bräunen. Dann ließ ich es in zehn (!) Minuten auf der Fensterbank leicht anfrieren, es lebe der Winter, und vermischte es dann im Cutter mit den restlichen Zutaten. Soweit, so gut. Alles vielversprechend. Auch der Ravioliteig ließ sich leicht bis zur dünnsten Stufe meiner Nudelmaschine ausrollen.
Ich streute die Ravioliform großzügig mit Semola aus und begann mit dem Füllen, legte die zweite Teigplatte darüber und rollte sie an. Auf dem zweiten Bild sieht man, dass die gezackten Ränder sich kaum durch den Deckel bohren. Auch festeres Rollen nütze nichts. Langsam, aber stetig breitete sich Panik in mir aus. Ich versuchte, ein Ravioli vorsichtig aus der Form zu lösen. Keine Chance. Die Verbindung war dauerhaft, obwohl mein Teig eher trocken war.Auch nach längerem Einweichen klebten noch Teigreste am Raviolibrett.
Verzweiflung, Tränen und – Hunger. Was tun? Zu einem zweiten Versuch per Hand fehlte mir die Gelassenheit. Auch Herr H. war aufgewühlt, hatte den Reinigungsversuch der vermaledeiten Form entnervt aufgegeben. Plan B musste her. Lasagne. Ich rettete, was zu retten war und kochte flink ein Sugo aus der Hackfüllung.
Für den Sugo:
- Rinderhackfüllung
- 1 Knoblauchzehe, fein gehackt
- ca. 300 g Spinat, gewaschen und zerkleinert
- 1 roten Spitzpaprika, gewürfelt
- 250 g Tomatenpüree
- Pfeffer, Meersalz
Für die Bechamelsauce:
- 27 g Butter, angeschwitzt
- 27 g Mehl, eingerührt und leicht angeschwitzt
- 400 g halb Milch, halb Wasser, nach und nach eingerührt und zehn Minuten geköchelt
- mit Salz, Pfeffer, Muskat abgeschmeckt
Es war inzwischen halb neun. Halb verhungert schichtete ich die Lasagne in die Form und bestreute sie mit Parmesan. Nach einer guten halben Stunde bei 200°C war sie perfekt und die dünnen Nudelplatten standen ihr sehr gut.
Fazit: Die Form werde ich der freundlichen Händlerin nächste Woche wieder zurück bringen. Und für die Ravioli muss eine andere Lösung her. Entweder das gewellte Teigrad, ein Ausstecher oder ein Former. Für Tipps und Vorschläge bin ich sehr dankbar!
Um diese Formen bin ich auch schon oft herumgeschlichen; die sehen so praktisch aus. Irgendwie habe ich mich trotzdem immer gefragt, ob die wirklich funktionieren. Nun bin ich doch froh, dass ich keine gekauft habe. Schön, dass ihr trotzdem noch was zu essen bekommen habt!
…der dünne Ravioliteig hat sich in der Lasagne richtig gut gemacht 😉
Oh, wie ärgerlich. Aber wie heißt es doch: jene Köche sind beschissen, die sich nicht zu helfen wissen.
Mir ist auch gerade ähnliches passiert mit einem arg weichen Brotteig, der sich bei der Premiere meines Gärkörbchens nicht so einfach aus selbigem lösen wollte. Na ja, das Brot ist dann doch herrlich geworden, allerdings ohne die schön gezeichnete Oberflächenstruktur, die ich eigentlich proudly präsentieren wollte.
Ich weiß schon, warum ich keine Gärkörbchen benutze…aus meiner emaillierten Kastenform kommt das Brot immer und das Muster stelle ich mir dann vor 🙂
Einfach mit der Hand formen.
Damit komme ich besser zurecht als mit den ganzen Helferlein.
Ein Foto vom Bräter hätte ich jetzt gerne noch gesehen. Ich habe immer noch keinen!!!
🙂
Aber von Hand werden sie nicht so schön ebenmäßig, oder? Der Bräter hat heute Abend Premiere…Fotos im nächsten Beitrag 🙂
Das liegt im Auge des Betrachters.
Ich finde ebenmäßig weniger schön. Erinnert mich an gekaute Ravioli.
Selbst gemachte sollen auch selbstgemacht aussehen!
Ich mag auch diese Pralinen- und Kipferlformen aus Silikon nicht.
Da geht mir der Reiz von Unperfektem verloren.
Gut schön, werde ich also “handwurzen”, habe ich ja auch schön öfter gemacht…Silikonformen finde ich auch schrecklich. Ebenmäßiger heißt für mich auch nicht perfekt, sondern dem Betrachter gefälliger. Aber das ist jetzt ein weites Feld…vielleicht schreibe ich mal darüber.
“Erinnert mich an gekaute Ravioli.”
Herrlicher Verschreiber!
Ich plädiere auch für handgeformte Ravioli. Die einzige Hilfe, die nebst dem Teigrad wirklich eine ist, sind runde Ausstechformen. Die gibt’s in allen Grössen und mit etwas Übung werden sie alle fast gleich und die Ravioli behalten trotzdem ihre individuellen Charakter des typischen Kunsthandwerks! Die Lasagne sieht übrigens sehr sehr lecker aus!
Danke, werde mal Teigrad und Ausstechformen begutachten 🙂
Also ich habe so ein Teil von Tupper, das hat funktioniert. Aber am liebsten nehmen ich die Ravioli-Stempel! Die sind einfach perfekt!!!
Die Lasagne sieht mal ober-lecker aus 🙂
Ja, sie war köstlich, nur leider waren wir schon fast verhungert und es gab tags zuvor schon eine “Rettungslasagne” 😉
Schön, wenn man verunglückte Ravioli mit solch einer Lasagne retten kann! Ich will auch immer so gerne Ravioli machen, bei mir scheitert es schon an einer nicht vorhandenen Nudelmaschine … So ein Mulden-Dings kommt mir nicht ins Haus, das hab ich jetzt gelernt. Und so einen Bräter hab ich auch nicht. Wie komm ich eigentlich über die Runden ?!? ;o) Liebe Grüße!
Danke. Ein Nudelmaschine ist eine feine Sache, obwohl man tatsächlich drei Hände bräuchte… aber wie ich bislang ohne den Bräter leben konnte, keine Ahnung 😉
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Hey, erst jetzt lese ich von Deinem Drama. Neinnein, stoooooopp – nicht verzweifeln. Ich habe mir vor zwei Wochen auch so ein Teil gekauft. Das funktioniert super, wenn man zwei Dinge beachtet:
Du musst das Teil mit Mehl aus einem Sieb bestäuben, nur leicht, bevor Du den Teig reinlegst. Dann die Ränder mit Eiwess bestreichen, Deck-Teigplatte obendrauf und nun mit dem Nudelholz drüber rollen. Nicht mit dem kleinen Scheiss-Nudelhölzchen, das beim Raviolibrett dabei ist – das hat bei mir auch nicht funktioniert, das habe ich gleich weggeschmissen. Nein, mit dem grossen Nudelholz, zweimal längs, zweimal quer. dann das Raviolibrett auf ein ausgebreitetes Küchentuch, auf dem Du ein bisschen Griess verteilt hast, ausklopfen.
Ey, ich habe so innerhalb von einer Stunde 80 Ravioli gemacht. Probier es nochmals, gib noch nicht auf. Du wirst belohnt, wenn Du hartnäckig bleibst!
Ähm, natürlich vor dem Eiweiss noch Füllung in die Ravioli und erst dann Deckel drauf, gell 😉
Schon klar, aber der Schmerz sitzt noch tief 🙁 , weiß nicht, ob ich mich trauen soll, obwohl, deine Beschreibung macht mir Mut. Du hast keine Ahnung, wie dauerhaft die Verbindung des Nudelteigs mit den winzigen Zacken dieser Form war. Hast du wirklich genau das gleiche Teil?? Aus Aluminium?
Du hast Mail von mir.
Danke 🙂 schon beantwortet.