Während das Regenband tagein tagaus seine Last über der ohnehin wasserreichen Stadt ablädt und somit alle Outdooraktivitäten zu Unterwasserexpeditionen macht, bleibe ich lieber Drinnen und lese. Dabei fiel mir kürzlich ein Buch* in die Hand, dessen Lektüre zwar meine Nackenhaare sträubte, mich aber doch wieder und wieder zum Schmunzeln brachte. Was wird nicht alles getrickst! Schier unendlich scheint der Erfindungsreichtum derjenigen, die aus, jetzt bin ich glatt versucht, ein unappetitliches Wort zu benutzen, aber ich reiße mich zusammen, die also aus etwas Minderwertigem etwas vermeintlich Hochwertiges machen wollen und es uns für viel zu viel Geld verkaufen wollen. Mich kriegen sie mit den meisten ihrer Produkte schon lange nicht mehr, aber man kann sich wundern, was man sich selbst als aufgeklärte Verbraucherin unbeabsichtigt einfängt. Aber ich will an dieser Stelle nicht zu weit ausufern, sondern lieber Lösungen vorschlagen. Steht einem z. B. der Sinn nach einer herrlich cremigen Suppe, so ist diese im Handumdrehen selbst gemacht. Natürlich geht es schneller, eine Tüte aufzureißen, aber die Frage ist natürlich auch, was man mit der “gesparten” Zeit besseres anfangen könnte. Also los!
Für die Selleriesuppe:
- 1 EL Butter
- 150 g Knollensellerie (geschält und gewürfelt gewogen)
- 1 kleine Zwiebel, geschält und gewürfelt
- 1 kleine Knoblauchzehe, geschält und gewürfelt
- 1 Pr. Fenchelsamen, gemörsert
- einige Salbeiblätter
- 50 g Weißwein
- 300 g Gemüsefond
- 100 g Sahne (am besten ohne Carragen, dann rahmt die angebrochene zwar auf, aber dafür ist nichts darin, was noch nicht einmal in seiner Wirkung genau erforscht ist)
- Salz, schwarzer Pfeffer
- 75 g Roquefort, zerbröselt
- 1 Scheibe mildes Sauerteigbrot, gewürfelt, wer will, kann auch entrinden
- 1 EL Butter
- frittierte Salbeiblätter nach Belieben
Ich erhitzte die Butter, schwitzte Sellerie, Zwiebel, Knoblauch, Salbei und Fenchelsamen darin an und löschte mit Weißwein ab. Nachdem er vollständig einreduziert war, gab ich den Fond dazu und ließ alles abgedeckt 20 Minuten köcheln. Nun gab ich die Sahne hinzu, würzte mit Pfeffer und wenig Salz und gab 50 g Roquefort dazu. Herr H. pürierte die Suppe mit dem Stabmixer, gab sie durch das feine Sieb und stellte sie warm. Alles in allem dauerte es gerade mal eine halbe Stunde, dieses Süppchen zuzubereiten. Wir verzichteten darauf, die Salbeiblätter zu frittieren, der Hunger war einfach zu groß und mussten leider feststellen, dass das keine gute Entscheidung war, da die frischen Salbeiblätter einen geschmacklichen Hang zum Bitteren aufwiesen. Nächstes Mal. Die Brotwürfel hingegen brieten wir in etwas Butter goldbraun und lagen damit goldrichtig.
Fazit: Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Jede Zeit, die in die Zubereitung eines schlichten oder auch aufwendigeren Mahls investiert wird, ist eine gut investierte Zeit! Essen muss schließlich jeder Mensch und ich betrachte die Nahrungsaufnahme nicht als eine Art Tankvorgang, sondern eher als Bereicherung nicht nur durch bloße Energieaufnahme, sondern vielmehr als Stimulation der Sinne. Klingt jetzt alles ein wenig schwammig und weit hergeholt, ist aber so! Diese Selleriesuppe besticht durch ihre samtig-cremige Konsistenz, durch ihren kräftig-ausgewogenen Geschmack und die Knusprigkeit der Brotwürfel. Sie macht sich zudem sicher auch gut als kleiner Auftakt zu einem, zugegeben, eher herbstliche Menue. Aber der wird genauso sicher kommen, wie das Amen in der Kirche. Wohl dem, der gut vorbereitet ist!
(wieder) aus: Kräuter Tanja Grandits (es sind einfach zu viele interessante Rezepte darin)
*Und zur gruselig-unterhaltsamen Lektüre: Das Haar in der Suppe – Das bunteste Schwarzbuch zur Ernährung Thomas Schmacker (nomen est omen)
Aufrahmende Sahne ist bei uns im Kühlschrank Dauergast, denn statt Clotted Cream oder Crème double, verwenden wir die dicke, abgesetzte Schicht für Scones und Desserts. Einfacher gehts nicht. 🙂
Das ist natürlich ein absoluter Pluspunkt. Nur brauche ich leider meist die “echte” Sahne mit ca. 30% Fettgehalt. das hilft dann nur rühren… 😉
Ich stimme deinen Worten zur Nahrungszubereitung so zu! Gerade bei Suppen ist der Unterschied einfach eklatant, ob man ein Beutelchen aufreißt oder selbst Gemüse schnippelt. Und so ein Süppchen brodelt ja gerne vor sich alleine hin, da ist der Aufwand gleich nochmal minimiert.
Danke für die Zustimmung! Ich weiß, dass ich mit diesem Artikel bei Foodbloggern (und andere lesen ja kaum foodblogs) offene Türen einrenne, aber vielleicht verirrt sich ja doch mal der ein oder andere… 😉
Ja, Salbeiblätter sind roh … gewöhnungsbedürftig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das kann ich nachvollziehen. Die Suppe tönt perfekt für das aktuelle nasskalte Wetter (aber am Wochenende kommt der Sommer zurück). 🙂
Liebe Grüsse aus Zürich,
Andy
Ich mag sie schon gern mal zwischendurch kauen. Wahrscheinlich bin ich seltsam. Und als Tee frisch aufgegossen sind Salbeiblätter ein Allheilmittel. 🙂
Sommer ist hier auch wieder zu Gast!
Liebe Grüße aus Hamburg,
Eva
Bei uns ist auch gerade Mistwetter und ich werde mich auch der Suppenabteilung in den Kochbüchern zuwenden.
Blauschimmel und Sellerie klingt spannend!
Danke, Susi. Bei uns ist der große Regen zum Glück vorbei, jetzt bekommen wir noch etwas “Altweibersommer”. Herrlich! Aber Suppe geht da auch bestens. 🙂
Sellerie und Blauschimmelkäse? Gekauft! Und dem Salbei im Garten wird es auch gut tun, mal wieder etwas dezimiert zu werden….
Ich glaube, ich koche sie jetzt direkt nochmal. 🙂 Habe Mutters Salbeibestände geplündert… 😉
Klasse – gefällt mir ! Bis anhin war für mich das Süppchen von L. Lin.ster das Mass aller Dinge. Nun habe ich DIE Abwechslung. Vielen Dank für den Post zur rechten Zeit/zum Herbst.
P.S. Rohe Salbeiblätter einfach so – mutig … 😉
Aha. Na dann bin ich gespannt, ob sie mithalten kann. Roher Salbei ist eigentlich ganz ok, nur eben als Suppeneinlage etwas zu bitter. 😉
Selleriesuppe mit Croutons… eine der wenigen die ich gerne esse! Und aufgerahmte Sahne ist klasse zur Eis-Herstellung, also die aufgerahmte Schicht. besser als jede Creme Double!
Hey, das ist ja glatt ein Sechser im Essenlotto! 😉
Und das mit der Eisherstellung? Seufz, habe mir gerade wieder einmal Kompressormaschinen angeschaut, aber ich mache einfach zu selten Eis…
soo oft mach ich auch kein Eis- und hab ja auch keine Kompressormaschine. Aber wenn die Maschine schon im Haus ist, dann macht man auch, ist doch klar!
Essenslotto, hihi….
Ich liebe Selleriesuppe! Bisher hatte ich immer eine Variante mit Apfel, werde Deine aber bald mal probieren!
Und hier die Sahne natürlich auch ohne – immer 🙂
Oh, Apfel klingt auch vorzüglich. Der verträgt sich sicher auch mit dem Salbei! 🙂
Sellerie und Blauschimmelkäse sind ja immer eine tolle Kombi, und hier gefällt mit besonders die Fenchel-Zugabe. Dass Deine Lektüre zugleich erheiternd und gruselig war, kann ich mir gut vorstellen ;-). Lieben Gruß und schönen Sonntag!
Eben, eben. Fenchel war klasse dazu! Und die Lektüre, *seufz*…
Liebe Grüße,
Eva
Oh, ein wärmendes Süppchen. Das kommt gerade richtig an diesem kühlen Morgen. Und Blauschimmelkäse lieb’ ich ja eh! Nach wochenlanger Hitze freue ich mich tatsächlich auf Suppenwetter und Herbst…
Ja, Morgende und Abende werden deutlich kühler und es wird später hell und früher dunkel. Ich bin noch nicht sicher, ob ich den Herbst schon so sehr begrüße wie du, aber das ändert natürlich auch nichts. 😉
Die Suppe ist gespeichert – und wenn das mit dem Wetter hier so weitergeht, wohl auch bald gekocht. Zumal ich aktuell auch etwas verschnieft bin: Die gestrige Kombination aus windiger Hitze und klimatisierter Autofahrt ist mir offenbar nicht besonders gut bekommen. Mein Hals kratzt derzeit ganz schön….
Liebe Grüße zu dir,
Sarah
Dringende Empfehlung! Ja, der Ostwind war garstig gestern, wir wurden förmlich vom Strand geweht. Auf Klimaanlagen verzichte ich aus Gründen, wenn es sich einrichten lässt. Dir eine gute Besserung und liebe Grüße,
Eva
Boah, so ne geile Selleriesuppe habe ich noch nie gegessen. Die wird in der Knollen-Saison nachgemacht. Verprochen!
Danke, Peggy. Jo, die war richtig fein. Hoffe, sie schmeckt euch auch so gut!